Maisernte 2020 – Prognose der AGRAVIS

Regional unterschiedliche Erträge erwartet

9. September 2020 – Regional beginnt jetzt die Maisernte. AGRAVIS-Experten aus dem AGRAVIS-Arbeitsgebiet sowie Bernhard Chilla, Experte für Agrarerzeugnisse, schätzen die Aussichten für die kommende Ernte ein.

Bernhard Chilla blickt auf die globalen Märkte und schätzt die Maisernte 2020 ein: „Die Versorgungslage mit Körnermais in der Europäischen Union 2020/21 dürfte sich nicht so einfach gestalten wie noch vor zwei Monaten erwartet wurde. Die diesjährige Körnermaisproduktion dürfte trotz einer starken Flächenausdehnung nur das Vorjahresniveau erreichen“, so Chilla.

In weiten Teilen zu trocken
Die Gründe dafür: Zu trockenes Wetter während der wichtigsten Wachstumsphase wurde in fast allen wichtigsten Anbauregionen beobachtet, in unserem Nachbarstaat Frankreich, aber auch in weiten Teilen von Rumänien und Bulgarien. Nur in Ungarn und der Slowakei wird eine ähnlich gute Ernte wie im Vorjahr erwartet. In Polen dürfte die Produktion sich nach dem trockenem Jahr 2019 wieder erholen und damit einen Teil der Ertragsverluste in Bulgarien oder Rumänien ausgleichen.

Gesunkene Produktionserwartungen in der Ukraine
Das EU-Binnenmarktangebot sollte wie in den Vorjahren auch nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Der Importbedarf von 20 Mio. t dürfte ähnlich hoch ausfallen wie im Vorjahr. Doch im Wirtschaftsjahr 2020/21 dürfte der Exportüberschuss aus der Ukraine, dem wichtigsten Ursprungsland der EU, unter der Vorjahresmenge liegen. Eine trockene und sehr warme Wetterlage dort seit Mitte Juli lässt die Produktionserwartungen sinken. Zwar bleibt der Überschuss aus der Ukraine hoch, doch der ukrainische Mais ist auch in anderen Ländern der Welt gefragt, beispielsweise wird China wieder als großer Abnehmer erwartet. Somit dürfte es schwieriger werden, große Mengen von ukrainischen Mais – wie noch im Wirtschaftsjahr 2018/19 beobachtet – in den kommenden 6 Monaten zu erwarten.
Dadurch ist die EU aus Einfuhren aus anderen Ländern verstärkt angewiesen. Dabei sind vor allem Brasilien oder auch Kanada zu nennen, die größere Mengen Mais in die EU exportieren könnten.

Ostfriesland erwartet gute Maiserträge
„Der Mais in Ostfriesland steht insgesamt sehr gut. Wir erwarten daher gute Erträge“, berichtet Hilko Kroon, Getreidehändler bei der AGRAVIS Ems-Jade GmbH. Bedingt durch die diesjährige Hitzewelle, sei lediglich die Kornausbildung bei einigen Sorten teilweise gestört.
In Ostfriesland wird überwiegend Silomais geerntet. Die Maisernte wird mit den frühen Sorten voraussichtlich zum 25. September beginnen.

ANS: Maisernte hat begonnen
Im Arbeitsgebiet der AGRAVIS Niedersachsen-Süd GmbH läuft die Silomaisernte auf den leichten Standorten seit circa fünf bis sieben Tagen in vollen Zügen. „Die Erträge hier sind eher unterdurchschnittlich“, hat Rainer Widdel, gemeinsam mit Alexander Nergonewitsch Geschäftsführer der ANS, beobachtet. Auf den mittleren Böden hat die Ernte am Montag begonnen.
Auf den schweren und Lößstandorten wird sie voraussichtlich erst Mitte September beginnen. „Ob wir mit Körnermais rechnen können, hängt davon ab, ob die Erträge zu vollen Silos führen. Aus heutiger Sicht werden die Druschmengen sehr überschaubar bleiben“, so Widdel.

Gute, aber nicht übermäßig gute Erträge im Osten
Im östlichen Arbeitsgebiet der AGRAVIS können schon erste Ergebnisse vorgewiesen werden. Hier wird der Silomais bereits gefahren, allerdings war es für diesen in der vergangenen Zeit etwas zu nass. Die Erträge liegen bei 300 bis 350 Dezitonnen je Hektar. Insgesamt sind die Erträge in Ordnung, jedoch nicht übermäßig gut, denn aufgrund der Trockenheit haben sich die Körner nicht gut ausgebildet. Mit dem Start der Körnermaisernte dauert es noch etwa vier bis fünf Wochen.

Verzögerte Abreife in Ostwestfalen
„Durch eine kühle sonnenarme Phase gegen Ende August hat sich die Abreife der Maisbestände verzögert. Außerdem hat es in den vergangenen Wochen wenig geregnet und das bleibt aller Voraussicht nach auch weiterhin so. Aufgrund der aktuellen TS-Gehalte in Silomais von 25 bis 27 Prozent rechnen wir mit dem Erntestart in den letzten Septembertagen“, berichtet Stefan Bobbert, Außendienst der AGRAVIS Kornhaus Ostwestfalen GmbH.
„Die regional erwarteten Erträge schätzen wir zum jetzigen Zeitpunkt als durchschnittlich ein“, sagt Bobbert. Mit Abstrichen rechnet der Experte allerdings im Hinblick auf die Qualität. „Bereits jetzt ist eine massive Zunahme der Zünslerschäden festzustellen. Erkennbar sind diese an den abgeknickten und abgebrochenen Maisstängeln, an den Bohrlöchern der Schädlinge tritt zudem Bohrmehl aus“, erläutert Bobbert. Bei den befallenen Pflanzen könne es daher zu Qualitätseinbußen kommen.

Gute Aussichten in Südwestfalen
Im Arbeitsgebiet der AGRAVIS Kornhaus Westfalen-Süd GmbH sehen die Prognosen der anstehenden Maisernte aktuell gut aus. „Das Wetter der vergangenen Zeit war aufgrund relativ vieler Niederschläge sehr passend für den Mais“, sagt Frederik Fischer-Neuhoff, Vertriebsleiter der AGRAVIS Kornhaus Westfalen-Süd GmbH. Im Sauerland steht der Mais sehr gut. Hier wird mit normalen bis sehr guten Erträgen gerechnet. Allerdings breitet sich der Maiszünsler auch in Südwestfalen weiter aus: Nach Hamm zeigten sich auch in Dortmund und Kamen befallene Bestände. Dort brachte ein Sturm in der vergangenen Woche die Schäden des Zünslers zum Vorschein, berichtet der Experte. Das trübt jedoch vorerst nicht die Erwartungen, denn insgesamt rechnet der Agrarhandelsexperte mit hohen Quantitäten und guten Qualitäten. Vereinzelt haben Landwirte bereits mit dem Häckseln begonnen. „Im Großen und Ganzen ist in unserem Arbeitsgebiet mit dem Beginn der Maisernte nächste Woche zu rechnen“, fasst Fischer-Neuhoff zusammen.

Die AGRAVIS Raiffeisen AG ist ein modernes Agrarhandelsunternehmen in den Segmenten Agrarerzeugnisse, Tierernährung, Pflanzenbau und Agrartechnik. Sie agiert zudem in den Bereichen Energie und Raiffeisen-Märkte einschließlich Baustoffhandlungen sowie im Projektbau. Die AGRAVIS-Gruppe erwirtschaftet mit mehr als 6.500 Mitarbeitern 6,5 Mrd. Euro Umsatz und ist als ein führendes Unternehmen der Branche mit mehr als 400 Standorten überwiegend in Deutschland tätig. Internationale Aktivitäten bestehen über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in mehr als 20 Ländern und Exportaktivitäten in mehr als 100 Ländern weltweit. Unternehmenssitze sind Hannover und Münster.
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