Bundesverkehrsministerium schlägt europaweites einheitliches Bezahlsystem fürs Stromladen und Wasserstofftanken vor / Gute Idee – aber bitte Deutschland zuerst /
Mannheim, im September 2020. Die im ersten Moment positiv anmutende Meldung macht beim zweiten Blick stutzig. „Wir begrüßen ja diesen europaweiten Ansatz unseres Verkehrsministers, schön wäre es aber im ersten Schritt, wenn das hier in Deutschland schonmal funktionieren würde“, so Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement (BVF). Denn nach wie vor sind die derzeitigen Abrechnungsprozesse und Tarifgestaltungen an öffentlichen Ladesäulen für Elektrofahrzeuge in Deutschland für Unternehmen, die einen Fuhrpark betreiben, katastrophal (siehe Stellungnahme des BVF von Juli 2020).
Gegen den Ansatz ist ja nichts zu sagen: Auf einer virtuellen Konferenz diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der EU-Kommission, der EU-Mitgliedstaaten, von europäischen Interessenvertretungen und der Industrie über die Anforderungen einer europaweit verlässlichen und nutzerfreundlichen Infrastruktur und dem dazugehörigen einheitlichen Bezahlsystem. Das stellt Minister Andreas Scheuer nun als seinen Plan vor. Bei deutschen Fuhrparkbetreibern macht sich dennoch Unmut breit. „Wir haben den Eindruck, dass bevor die notwendigen Umsetzungen hier in Deutschland losgehen, zuerst nach Europa gerufen wird. Dann kann man sich im Heimatland erst mal wieder hinlegen“, fürchtet Schäfer. Die Kosten müssen die Unternehmen tragen und je länger das dauert, desto mehr schadet das den deutschen Unternehmen – mit Auswirkungen auf Ertrag, Arbeitsplätze, Innovationsgeschwindigkeit und Klimaschutz.
Natürlich wäre eine europaweite Harmonisierung des Bezahlsystems an den Ladestationen begrüßenswert, aber im Inland ist sie dringend notwendig und kann nicht in die europäische Bürokratie für die nächsten Jahre verschoben werden. „Das ist das, was wir ernsthaft befürchten. So muss das Thema in Deutschland vor der nächsten Wahl nicht mehr umgesetzt werden. Europa ist ja am Zug“, warnt Schäfer. Deswegen hofft der Verband, dass er diese Information insoweit missverstanden hat und das Bundesministerium erstmal oder parallel vor der eigenen Haustür ein Vorzeigesystem installiert, an dem sich alle anderen EU-Mitglieder ein (positives) Beispiel nehmen können.
Der Bundesverband Fuhrparkmanagement wurde im Oktober 2010 als Initiative von Fuhrparkverantwortlichen gegründet. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder, die Fuhrparks zwischen 5 und 50.000 Fahrzeugen betreiben. Mitglieder sind unter anderem Unternehmen wie Axel Springer Services & Immobilien GmbH, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA, KPMG AG, CANCOM SE, KAEFER Isoliertechnik GmbH & Co. KG, FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e. V., SEG Sparkassen Einkaufs-Gesellschaft mbH, SAP, DB Fuhrparkservice GmbH oder Stadtwerke Heidelberg Netze GmbH. Der Verband ist Mitbegründer und Mitglied der FMFE Fleet and Mobility Management Federation Europe.
Vorstandsmitglieder des Verbandes sind Marc-Oliver Prinzing (Vorsitzender), Dieter Grün (stv. Vorsitzender, Fuhrparkleiter Stadtwerke Heidelberg Netze), Bernd Kullmann (stv. Vorsitzender, Fuhrparkleiter Ideal Versicherung) und Claudia Westphal (stv. Vorsitzende, Fuhrparkleiterin Beiersdorf). Geschäftsführer ist Axel Schäfer.
Sitz des Verbandes und der Geschäftsstelle ist Mannheim.
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