Das Geheimnis der Tiny-Houses: Nachhaltigkeit, Mobilität, Minimalismus

Wohnen, klein und fein als feste Einheit oder als mobiles Modul: Ein Tiny House als Eigenheim. Vor- und Nachteile – Wohntrends 2020. Traumimmobilie Eigenheim: Tiny-House ein neuer Trend? Von Thomas Friese, Immobilienentwickler Oldenburg/Berlin

Wenig gebaut, aber viel diskutiert. Das Tiny House ist die kleinste Form eines Wohngebäudes. Der Begriff leitet sich aus dem Englischen ab und bedeutet „winziges Haus“. Eine genaue Definition zu einem „Kleinhaus“ gibt es im deutschsprachigen Raum nicht. Tiny Houses werden als „Mikro-, Mini- und Kleinhaus“ bezeichnet.

Tiny houses begeistern weltweit – Siegeszug aus den USA

Im Jahr 2017 wurde in den USA eine genaue Definition eines Kleinhauses im Baugesetz verankert. Dort ist zu lesen: „eine Wohnstätte mit bis zu 400 sq ft. Grundfläche“. Das bedeutet, dass Häuser, die eine umgerechnete Grundfläche von 37 qm oder kleiner vorweisen, in den USA als ein Kleinhaus bezeichnet werden. In den USA wird im Baugesetz kein Unterschied zwischen mobilen und stationären Kleinhäusern gemacht.

Bekannt geworden ist das Kleinhaus im deutschsprachigen Raum aufgrund der mobilen Version auf Rädern. Das Kleinhaus wird im deutschsprachigen Raum gerne als ein „Singlehaus“ vermarktet. Anhänger mit einer Höhe bis 4 m und bis 2,55 m Breite sind laut der Straßenverkehrsordnung in Deutschland ohne eine Sonderzulassung zugelassen. Daher hat ein Kleinhaus im deutschen Raum nicht mehr als 15 qm Wohnfläche und beinhaltet alles, was zum gemütlichen Wohnen benötigt wird. Ein Wohnbereich mit einer Kochnische, Sanitärbereich mit Dusche und WC und sowie ein Bett zählen zur Grundausstattung.

Die Entstehung des Tiny House

Das Kleinhaus ist keine neue Erfindung. Bereits seit den 1920ern wurde versucht, ein Haus zu entwickeln, das seinen Bewohner nicht an einen Ort bindet. Zuerst entstanden die „Motorhomes“. In den letzten hundert Jahren entwickelten zahlreiche Erfinder Entwürfe für Behausungen, welche auf das Wesentliche reduziert waren. Im Jahr 1973 wurde die Dokumentation „Shelter“ von Lloyed Kahn und Bob Easton veröffentlicht. Diese Dokumentation zeigte die unterschiedlichsten Minihäuser in vielen verschiedenen Ländern. Der Durchbruch gelang Sarah Susanka, einer in den USA lebenden, englischen Architektin mit ihrem 1997 erschienenen Buch „The not so big House – A blueprint for the way we really live“. Der Gedanke von mobilen Immobilien breitete sich auf viele andere Länder aus.

Der Nutzen eines Tiny House

Die Vorteile eines Kleinhauses liegen in den Kosten. Das Leben in einem Kleinhaus ist viel preiswerter, als in einem Mehrfamilienhaus oder Eigenheim. Der „Bau“ des Kleinhauses ist günstiger, da weniger Fläche beansprucht wird und im Kleinhaus ist weniger Platz für Möbel oder Dekoration.

Begrenzter Platz im Kleinhaus benötigt allerdings eine gute Organisation. Kein Platz für alte oder kaputte Sachen. Minimalismus erleichtert das Tiny-house-Leben. Ein befreiendes Gefühl für die Bewohner, weniger Gerümpel und ein Nachhaltigkeitsgedanke, der bewusst gelebt werden kann.

Charakteristisch für das Kleinhaus ist die Gemütlichkeit auf kleinem Raum. Wenn der vorhandene Platz in einem Kleinhaus perfekt genutzt wird, wirken die Räume durch ein optimales Raumkonzept nicht klein. Im Idealfall vermittelt ein Kleinhaus das Gefühl eines Ferienhauses. Der Unterschied: Alltag ist wie Urlaub. Der größte Vorteil eines Kleinhauses liegt jedoch in der Mobilität. Das Kleinhaus ist bestens geeignet für Menschen, die gerne umziehen oder gezwungen sind umzuziehen, denn sie nehmen einfach ihr Haus mit.

Nachteile eines Kleinhauses – Wohnkomfort und Lebensqualität

Ein Kleinhaus beseitigt auf Dauer die Problematik der Wohnungsnot nicht. Bei einem Umzug mit dem Kleinhaus und längerem Aufenthalt am gleichen Ort, ist eine Baugenehmigung nötig. Voraussetzung ist, dass in dem Bebauungsplan ein Kleinhaus zugelassen ist. Um die Genehmigungen zu erhalten, werden jedes Mal Kosten anfallen.

Das Tiny house ist eine Lösung, wenn statt einer teuren Wohnung ein günstiges Tiny house zur Verfügung steht, der Platzmangel aber bleibt. Kleinhaus-Besitzer schränken sich in ihrem Komfort ein, aber für den Familienfrieden ist dieser Platzmangel eine echte Herausforderung. Weiterer Nachteil ist das Problem der Wärmedämmung, da die Wände und Böden des Tiny houses nicht massiv sind, leidet die Energieeffizienz.

Fazit: Vision Wohnen – heute fängt die Zukunft an – Wohngemeinschaft als Zukunftslösung.

Am Ende wird die Entscheidung jedoch individuell getroffen, ob ein Kleinhaus als Immobilienersatz in Frage kommt. Was brauchen wir zum Wohnen? Ist die Idee der gemeinschaftlichen Nutzung ein Weg zur Traumimmobilie Tiny-House? Der Vision des Wohnens sind keine Grenzen gesetzt: einen kleinen Rückzugsort im eigenen Tiny-House und die gemeinschaftliche Nutzung von Sanitäranlagen, Küche und Wohn- und Arbeitszimmer lässt nicht nur die Idee der Nachhaltigkeit und des Ressourcensparens Wirklichkeit werden, sondern alle sind weniger allein. „Zur Probe wohnen“, damit Interessierte und Neugierige sich und ihre Liebsten prüfen, ob sie Tiny-House tauglich sind. Ein Urlaub in einem Kleinhaus unter den eigenen örtlichen realen Bedingungen hilft bei der Entscheidungsfindung. Die Themen Wohnungsnot, Nachhaltigkeit, Mobilität, Umwelt und Minimalismus werden mit der Idee des Tiny-Houses nicht weltweit zu lösen sein, aber ein Impuls zum Nachdenken, für neue Visionen und den Erfahrungsaustausch liefern.

V.i.S.d.P.:

Thomas Friese
Projektentwickler & Immobilienexperte

Über Thomas Friese:
Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.

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