Exzellente Mitarbeiterführung in Zeiten von Corona & Co.

Autoren-Interview

Herr Landsberg, in Ihrem Buch „Leadership Excellence – Wirkungsvolle Führung durch Achtsamkeit“ beschreiben Sie Achtsamkeit als dauerhaften Megatrend. Weshalb?

Thomas Damran Landsberg (TDL): Medialer Dauerbeschuss, Corona-Pandemie, persönliche Verluste, Zukunftsängste, globale Umwälzungen und am Arbeitsplatz permanent hoher Workload sorgen für eine pausenlose Überbeanspruchung der Menschen. Durch eine damit einhergehende chronische Ermüdung sehnen sich viele Arbeitnehmer danach, wieder in eine bessere Lebens-Balance zu kommen. Doch auch schon lange vor Corona haben Weltkonzerne wie BMW, Siemens, Bosch, RWE, SAP und Google begonnen, Ihren Mitarbeitern die Teilnahme an internen Achtsamkeitstrainings zu ermöglichen. Etliche weitere Unternehmen begeben sich gerade auf diesen lohnenswerten Weg. Nachwuchstalente beispielsweise äußern heute erstaunlich klare Erwartungen an achtsame Führung und reife Führungspersönlichkeiten mit Role Model-Qualität. Das bei vielen Führungskräften und Mitarbeitern etablierte „always on“ hat für kommende Generationen kaum mehr Attraktivität. Die emotionale Bindung an ein Unternehmen, das als traurigen Normalzustand überwiegend den Anspannungs-Modus vorlebt, ist nur noch gering. Genau solche unheilvollen Traditionen spiegeln sich in Krankenkassen-Studien mit jährlich steigenden Burnout-Zahlen, psychosomatischen und psychischen Erkrankungen wider. Hier braucht es gerade jetzt geeignete Wege, um in diesem sich in schwindelerregendem Tempo vollziehenden technologischen Weltenwechsel die Menschen nicht vollends zu verlieren. Eigentlich erfordert das Erleben von Harmonie als Basis für Leistungsfähigkeit einen regelmäßigen Wechsel von Aktivitäts- und Erholungsphasen. Doch besonders die so wichtigen Erholungsphasen werden in den meisten Unternehmens- und Personalentwicklungsstrategien im Grunde völlig ausgeblendet oder nur hier und da mal Alibi-mäßig „diskutiert“. Ich denke genau aus diesem Bedürfnis der Menschen heraus ist zu beobachten, dass parallel zur globalen Beschleunigung am gegenüberliegenden Pol die Angebote zu Resilienz und Mindfulness seit Jahren stark wachsen. Hier geht es überwiegend um den Aspekt Achtsamkeit, durch dessen konsequente Etablierung in der Unternehmens- und Führungskultur sich Krankenstände und Fluktuationsraten nachweislich senken lassen. In der Folge zeigt sich der dadurch entstehende Spirit auch aus betriebswirtschaftlicher Perspektive in signifikanten Umsatz- und Ertragssteigerungen, wie unter anderem die Hotelkette Upstalsboom auf beeindruckende Weise dokumentiert. Der Sinn und für alle Beteiligten in jeder Hinsicht hohe Nutzen einer solch „beseelten Unternehmenskultur“ ist heute unbestreitbar.

Die aktuelle Krise hat in vielen Betrieben zu fundamentalen Veränderungen geführt, die erst der Anfang einer noch größeren Transformation zu sein scheinen. Wie gelingt es, mit diesem Wandel umzugehen, Veränderung zuzulassen, sie positiv zu nutzen?

TDL: Ich schätze das in Unternehmen noch vor Kurzem verfolgte Ziel, schnell zu früherer Normalität zurückzukehren, hat sich als Illusion entpuppt. Führungskräfte werden auch weiterhin außerordentlich gefordert sein, diesen anhaltenden, tiefgreifenden Wandel professionell zu begleiten. Und Professionalität bedeutet für mich das Gewährleisten eines menschlich-mitfühlenden Miteinanders und Herstellen von psychologischer Sicherheit. Es gilt also auch weiterhin viel Raum für Gespräche anzubieten, in denen Erlebtes als Team und auch mit jedem einzeln be- und verarbeitet werden kann, um die Menschen in diesem Prozess emotional mitzunehmen. Generell wird in Change-Prozessen nach meiner Beobachtung der Fehler begangen, zu schnell zu einer versachlichten Tagesordnung zurückkehren und hoch notwendige emotionale Verarbeitungsphasen einfach überspringen zu wollen. Das fällt Führungskräften dann früher oder später garantiert auf die Füße. Im Grunde sind wir alle erst nach einer individuellen Verarbeitung bereit und in der Lage, uns mit Freude und Neugier auf einschneidende Veränderungen einzulassen und neue Chancen zu erkennen. Dieser anspruchsvolle Prozess braucht seine Zeit und bedarf von Seiten der Führungskräfte empathischer Begleitung und viel achtsamer Kommunikation – und zwar über alle Hierarchiestufen hinweg. Zielgerichtetes Coaching durch interne oder externe Profis leistet in solchen Prozessen wertvolle Dienste.

Wie können wir es bei all den gegebenen Unsicherheiten und Veränderungen schaffen, das Positive im Blick zu behalten?

TDL: Happiness is an inside job – davon bin ich zutiefst überzeugt. Und gerade deshalb braucht es regelmäßiges Training unseres sogenannten Achtsamkeitsmuskels, was uns in Schule, Studium und Ausbildung leider nicht vermittelt wird. Achtsamkeit bedeutet nämlich nicht einfach lässiges Chillen und Verweilen in der Komfortzone, sondern ist ein höchst aktives Geschehen mit klarer Intention. Es geht in dieser inneren Haltung darum, den persönlichen Fokus bewusst lenken zu können. Durch Selbstreflexion und Selbstakzeptanz wird es möglich, den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit (stabil) auf das Positive zu richten, das immer schon da war, und die zahlreichen Chancen zu sehen, die immer auch da sind, die wir vorher aber vielleicht ausgeblendet haben. Genau diese Fähigkeit braucht professionelles Training und Bewusstseinsschulung und stellt sich meist nicht von selbst ein.

Führung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Worauf kommt es aktuell an?

TDL: Führungskräfte sind heute und in Zukunft immer weniger als „Allwissende“ gefragt, sondern als empathische Moderatoren und Prozessbegleiter, die in zunehmend agilen Strukturen nicht als autoritäre Einpeitscher, sondern als achtsame Ermöglicher für ihre hoch spezialisierten Mitarbeiter die Rahmenbedingungen schaffen, um Erfolg zu generieren. Persönliches Wohlbefinden, Lebensbalance, physische und psychische Gesundheit eines Arbeitnehmers bilden dabei das wesentliche Fundament jeglichen Erfolgs. Die Generation „Why“ hinterfragt Geschäftsmodelle und Anweisungen auf neue Weise und sie fordert Sinn im Handeln und im Umgang mit Ressourcen. Altgediente Führungskräfte, die in Linienorganisationen und engen Strukturen formaler Macht groß geworden sind, erleben deshalb, dass alte Führungsmodelle teilweise nicht mehr funktionieren und Talente bezüglich aufgezeigter Perspektiven und ausgerufener Parolen müde abwinken. Wirksames Leadership versteht sich heute als „situative Führung“ und ist ein bunter Mix unterschiedlicher Stile und Methoden. Hierfür müssen Führungskräfte zahlreiche Soft Skills aus ihrer Persönlichkeit abrufen können. Genau hier kommt das Thema Achtsamkeit als zentrales Erfolgskriterium moderner Führung ins Spiel. Dabei geht es um die Fähigkeit, feine Signale und subtile Stimmungen wahrnehmen und decodieren zu können. Diese Skills sind von jedermann erlernbar. Zu diesen Themen liefert mein Buch eine Vielzahl wirksamer und leicht umsetzbarer Übungen im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe.

Buchtitel: Leadership Excellence – Wirkungsvolle Führung durch Achtsamkeit
Autor: Thomas Damran Landsberg
Verlag: Books on Demand (BoD)
ISBN-13: 978-3750416116
Hardcover, 296 Seiten

Coaching – Training – Achtsamkeit

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Bildquelle: @Fotostudio Lichtblicke, Christian Liepe

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