Stadt Pirmasens präsentiert Nachhaltigkeitsstrategie

Westpfälzische Stadt definiert den Rahmen für alle Aktivitäten zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung im Einklang mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen

Demografischer Wandel, soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, Artensterben und vieles andere mehr stellen uns weltweit aktuell und künftig vor große Herausforderungen. Als Fahrplan für die Zukunft haben die Vereinten Nationen (UNO) im Jahr 2015 die Agenda 2030 verabschiedet. Aber nicht nur die eher abstrakte Weltgemeinschaft, sondern ganz konkret die Staaten, Bundesländer und Kommunen – also dort, wo die Menschen arbeiten, leben und konsumieren – sind gefordert, entsprechende Strategien zu entwickeln und konsequent umzusetzen. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Pirmasens jetzt eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die auf den 17 globalen Zielen der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals oder kurz: SDG) aufsetzt. Diese enthält die fünf Handlungsfelder „Globale Verantwortung und nachhaltiger Konsum“, „Klima- und Umweltschutz“, „Eine Stadt für alle“, „Nachhaltiger Standort“ und „Nachhaltige Mobilität“. Aus ihren Leitlinien, strategischen und operativen Zielen wurden über 150 Einzelmaßnahmen abgeleitet, die mit unterschiedlichen Zeithorizonten bis ins Jahr 2030 reichen. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll die Grundlage für alle künftigen Aktivitäten der Stadtverwaltung zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung bilden. Gleichzeitig sieht die Stadt ihr verantwortungsvolles Agieren als Vorbild für alle Pirmasenserinnen und Pirmasenser sowie für die ansässigen Unternehmen und Organisationen, ihrerseits den Nachhaltigkeitsgedanken im Alltag zu leben.

Die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie für Pirmasens ist im Rahmen des Projekts „Pfälzerwald: SDG Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ erfolgt, wo die Stadt als eine von acht Modellkommunen im Biosphärenreservat Pfälzerwald teilgenommen hat.

Wo steht Pirmasens mit Blick auf die 17 globalen SDG? Im Jahr 2020 erfolgte eine eingehende Ist-Analyse, bei der die eigenen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken herausgearbeitet und dokumentiert wurden. Bereits für diese wichtige Vorarbeit hat die Stadtverwaltung ein Kernteam um Bürgermeister Michael Maas, als Dezernatsleiter verantwortlich u. a. für Bereiche wie Umwelt und Klimaschutz, und Projektleiterin Michelle Eichhorn gebildet – mit Mitgliedern aus relevanten Bereichen wie etwa Jugend und Soziales, Umwelt, Stadtentwicklung/-planung, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. Dieses Kernteam wurde fachlich fundiert beratend begleitet von einem externen Projektteam des UNESCO-Biosphärenreservats Pfälzerwald.

Im Ergebnis wurden ergänzend zu dem vorgegebenen Handlungsfeld „Globale Verantwortung und nachhaltiger Konsum“ vier weitere frei definiert: „Klima- und Umweltschutz“, „Eine Stadt für alle“, „Nachhaltiger Standort“ und „Nachhaltige Mobilität“. Diese wurden der Stadtbevölkerung am 25. Februar 2021 im Rahmen einer Online-Konferenz vorgestellt und bestätigt. Die rund 70 an der „Digitalen Werkstatt“ teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger brachten zudem wertvolle Ideen und Anregungen ein, die in die Nachhaltigkeitsstrategie für die Stadt Pirmasens einfließen konnten. Auf der Grundlage der Aktivitäten der internen und externen Projektteams sowie des Bürgerforums entstanden Leitbild, Leitlinien, strategische und operative Ziele sowie über 150 Einzelmaßnahmen zu deren Umsetzung.

Umsetzen, monitoren, nachsteuern und fortschreiben
Die Umsetzung der formulierten Ziele und Maßnahmen kann beginnen. Vorgesehen sind dabei eine kontinuierliche Erfolgskontrolle, das Anpassen an veränderte Gegebenheiten wie auch die dynamische Fortschreibung der Strategie. Darüber hinaus soll das Thema Nachhaltigkeit in der Stadtverwaltung Pirmasens in eine zentrale Zuständigkeit eines/einer Projektverantwortlichen auch personell verankert werden.

„Unser gemeinsames Ziel muss es ein, die Nachhaltigkeit in der gesamten Stadt zu verbessern, damit das Leben bei uns auch auf lange Sicht im besten Sinne lebens- und liebenswert gestaltet werden kann“, betont Bürgermeister Michal Maas. „Dies kann nur gelingen, wenn sich Pirmasens neu erfindet in vielfacher Hinsicht. Das erarbeitete Nachhaltigkeitskonzept spielt in diesem Zusammenhang eine hervorragende Rolle.“

„Den aktuellen und künftigen Herausforderungen müssen wir durch verantwortliches Handeln in allen Lebensbereichen begegnen“, ergänzt Projektleiterin Michelle Eichhorn. „Mit der heute vorgelegten Nachhaltigkeitsstrategie und deren konsequenter Umsetzung möchten wir nicht nur als Verwaltung einen Beitrag leisten, sondern auch unserer Vorbildfunktion gerecht werden für alle Pirmasenserinnen und Pirmasenser – sie ermutigen und aufrufen, dem Beispiel im eigenen Lebensumfeld zu folgen.“

Die fünf Pirmasenser Handlungsfelder im Überblick
„Globale Verantwortung und nachhaltiger Konsum“
Leitlinie: „Im Jahr 2030 wird eine Kultur des nachhaltigen Konsums gelebt. Die öffentliche Beschaffung wird nach sozialen und ökologischen Kriterien ausgerichtet. Die Stadtbevölkerung wird umfassend über nachhaltigen Konsum informiert und auch Schulen greifen das Thema auf. Die Stadt Pirmasens vertieft ihre internationalen Partnerschaften und setzt sich für globales Engagement ein.“

Zu den strategischen Zielen gehört hier beispielsweise, bei Ausschreibungen und Anschaffungen nach sozialen und ökologischen Kriterien vorzugehen, eine Kultur der Müllvermeidung und Ressourcenschonung zu pflegen und zu fördern. Eine Maßnahme in diesem Zusammenhang ist eine Kampagne zum Kaufen regionaler Produkte, die gemeinsam mit Einzelhandel sowie dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe umgesetzt werden soll.
„Klima- und Umweltschutz“
Leitlinie: „Pirmasens leistet bis zum Jahr 2030 einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, indem der Anteil erneuerbarer Energien im Energieverbrauch erhöht und die Energieeffizienz kommunaler Gebäude verbessert werden, um schlussendlich eine klimaneutrale Stadt zu werden. Die Biodiversität und die Klimaresilienz werden kontinuierlich gefördert, um nachkommenden Generationen ein lebenswertes Umfeld für ihre zukünftige Entwicklung zu ermöglichen.“

Ein strategisches Ziel ist hier, den Anteil von Grünflächen in Pirmasens erheblich zu steigern und zu einer Verbesserung der Biodiversität beizutragen. Zu den konkreten Maßnahmen zur Erreichung des Ziels gehört u. a. ein Pilotprojekt zur Fassadenbegrünung, um Kleinklima und Attraktivität des Stadtbilds zu verbessern.

„Eine Stadt für alle“
Leitlinie: „Pirmasens ist eine Stadt für alle: Für Junge und Alte, für Schüler und Berufstätige, für Alleinerziehende und Familien, für Erwerbstätige und Erwerbslose, für Gesunde und Kranke, für Singles und Beziehungsmenschen und viele andere mehr. Hilfsbedürftige und sich in sozialer Schieflage befindliche Menschen werden gefördert und in das gesellschaftliche Leben integriert. Verschiedene Projekten bilden Familien und jungen Menschen Zugang zu Bildung und Freizeitaktivitäten, um ihnen die Chance auf ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu ermöglichen.“

Zu den strategischen Zielen zählt hierbei, eine diverse Stadt zu sein. Gegenseitige Akzeptanz und Hilfe sollen das gesellschaftliche Leben prägen, Hilfsbedürftige und sozial Benachteiligte gefördert und unterstützt werden. Eine konkrete Maßnahme lautet in diesem Zusammenhang, Angebote für altersgerechte Schulung zur Nutzung neuer Medien zu schaffen, so etwa über entsprechende Volkshochschulkurse zu Computer, Smartphones, und Social Media.

„Nachhaltiger Standort“
Leitlinie: „Pirmasens erfindet sich neu. Die Stadt zeichnet sich durch eine hohe Lebensqualität aus und bietet neben klassischen Wohnformen Raum für neue, innovative Ansätze des Zusammenlebens. Studierende und junge Unternehmen finden ein anregendes und unterstützendes Umfeld. Die Stadt achtet darauf, die kommunalen Werte und Finanzen generationsgerecht zu pflegen und zu erhalten. Die Qualitäten von Pirmasens als attraktive, innovative und klimaneutrale Mittelstadt am Rande des Biosphärenreservats Pfälzerwald werden vor Ort gelebt und überregional bekannt gemacht.“

Zu den strategischen Zielen gehört u. a., dass Pirmasens bis 2030 ein attraktiver Wohnort mit einer attraktiven Innenstadt und Raum für unterschiedliche Wohnformen wird. Zu den konkreten Maßnahmen zur Erreichung des Ziels gehört beispielsweise, neue, temporäre Wohn- und Beherbergungsformen zu ermöglichen wie etwa Boarding-Houses oder attraktive Airbnb-Angebote.

„Nachhaltige Mobilität“
Leitlinie: „Alle Teile von Pirmasens sind 2030 problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Rad oder zu Fuß zu erreichen. Der KFZ-Verkehr wurde auf das Nötigste reduziert, wodurch Umweltbelastungen gesenkt und Gefahren für Menschen reduziert werden konnten. In Verbindung mit sicheren, inklusiven und attraktiven öffentlichen Räumen ist die Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger erheblich gesteigert worden.“

Ein strategisches Ziel lautet hierbei, dass aktive Mobilitätsformen und der öffentliche Nahverkehr im Jahr 2030 die primären Fortbewegungsmittel sind, die Angebote inter- und multimodal miteinander verzahnt und allen Bürgern bekannt und zugänglich. Eine konkrete Maßnahme lautet in diesem Zusammenhang auf Fahrgastbegleitungen im ÖPNV, um beeinträchtigte Menschen zu unterstützen und ihr Sicherheitsgefühl zu stärken.

Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.

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Bildquelle: Stadtverwaltung Pirmasens

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