Bodenaufbau ist eine Investition in die Zukunft
Seit vier Monaten ist Landwirt Hauke Mertens aus Clenze, aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, Teilnehmer des Zukunftstrainings für Landwirte, einem Bildungsangebot der gemeinnützigen Ökologischen Wissensakademie Hamburg in Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. aus Regensburg. Monatlich treffen sich in kleinen Gruppen 10 bis 15 Landwirte unterschiedlicher Bewirtschaftungsformen, um die natürlichen Prozesse im Boden und in den Pflanzen zu erlernen und zu verstehen. „Wir wollen Landwirten helfen, ihre Bewirtschaftungsmethoden nach und nach so umzustellen, dass sie die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe verbessern und gleichzeitig ihre Böden nachhaltig aufbauen. In unserem Online-Training begleiten wir Landwirte Schritt für Schritt“, erläutert Dietmar Spriwald das Anliegen des Zukunftstrainings. Es ist für konventionell und biologisch wirtschaftende Betriebe geeignet. Das Online-Format spart den Landwirten zeitlichen und finanziellen Aufwand und ermöglicht eine Durchführung in kürzeren Abständen oder nach Bedarf.
„In der Vergangenheit haben für mich die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium eine Rolle gespielt. Über Spurenelemente habe ich mir kaum Gedanken gemacht. Mit der Seminarreihe, die per Zoom-Meeting stattfindet, ändert sich das“, erklärt Hauke Mertens ein praktisches Beispiel aus dem Zukunftstraining. „Der Infiltrationstest und die Albrecht-Kinsey-Bodenuntersuchung waren die ersten Maßnahmen der gemeinsamen Arbeit.“ Hauke Mertens bewirtschaftet rund 100 Hektar Ackerland, 20 Hektar Grünland und 54 Hektar Wald. Vor rund 25 Jahren hat der studierte Landwirt den elterlichen Betrieb übernommen. Als Versuchsfläche für das Zukunftstraining hat er ein Feld mit 3,8 Hektar eingeplant. Die Maßnahmen, die er hier erlernt und umsetzt, wird er anschließend Stück für Stück auf den gesamten Betrieb übertragen. Begleitet wird er über den gesamten Vegetationsverlauf von den beiden Dozenten Dietmar Spriwald und Christoph Felgentreu. Ziel der Seminarreihe ist es, das „Ökosystem Boden“ so aufzubauen, dass über ein intaktes Bodennahrungsnetz eine Stabilisierung des Bodengefüges und eine ausgeglichene Pflanzenernährung erfolgt. Der Mikrobiologie im Boden und der Interaktion zwischen Pflanzen und Bodenleben kommen eine zentrale Bedeutung zu. Biologisch intakte Böden benötigen deutlich weniger oder bestenfalls keine Dünge- und Pflanzenschutzmittel, haben eine hohe Infiltrationsleistung und verringern die Erosion. Sie speichern das Wasser und halten es pflanzenverfügbar. Das Ergebnis sind stabile Erträge, hohe Nährstoffgehalte in den Pflanzen und ein reduzierter Betriebsmitteleinsatz. Vor allem vor dem Hintergrund steigender Energie- und Düngemittelpreise sind das entscheidende Faktoren für die Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe.
„Mit zunehmendem Verständnis der Hintergründe und Zusammenhänge werden die Landwirte mehr und mehr eigene Entscheidungen treffen können. Dadurch werden sie unabhängiger und wir werden überflüssig“, freut sich Christoph Felgentreu, der eigentlich vor gut drei Jahren das Rentenalter erreicht hat. Als Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft gesunder Boden engagiert sich der Agraringenieur für die Weiterbildung der Landwirte. Er ist einer der Pioniere der regenerativen bzw. aufbauenden Landwirtschaft im mitteleuropäischen Raum und ein gefragter Experte auf diesem Gebiet.
Weitere Informationen: https://www.öwa.org/training/
Anliegen der IG gesunder Boden e.V. ist der Aufbau von gesunden Böden als Grundlage für gesunde Pflanzen, Tiere und Menschen. Durch ein überregionales Netzwerk von Praktikern findet ein Wissensaustausch mit dem Ziel statt, gesunde, lebendige und humusreiche Böden aufzubauen, die hochwertige Pflanzen und Lebensmittel hervorbringen. Neben der Vermeidung von Nährstoffverlusten, der Förderung der Bodenbiologie und der Umsetzung der richtigen Bodennährstoffverhältnisse, steht der Aufbau von Dauerhumus im Fokus. Derzeit hat die IG gesunder Boden e. V. mehr als 550 Mitglieder, engagierte Privatpersonen, Landwirte, Institutionen und Unternehmen aus allen Teilen der Gesellschaft.
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Bildquelle: Uwe E. Nimmrichter