Interview GEZE: Herausforderungen bei der Planung von Eingangsbereichen: Personenfluss, Nutzerverhalten und Vorgaben beachten

Leonberg, 24. Januar 2023 – Soll ein neues Gebäude entstehen, müssen Planer und Architekten einiges bedenken. Allein der Eingangsbereich erfordert eine gründliche Planung, die nicht nur die Vorstellungen und Wünsche des Auftraggebers berücksichtigt, sondern auch allen Anforderungen des Gesetzgebers hinsichtlich Brandschutz, Fluchtwegen oder Barrierefreiheit gerecht werden muss. Welche Herausforderungen es zu bewältigen gilt und wie Lösungen dafür aussehen können, erläutern Dipl.-Ing. (FH) und Freier Architekt Erik Schaufelberger von Schaufelberger Architekten und Thomas Lehnert, Business Solutions Manager bei GEZE, im Interview.

Was sind typische Herausforderungen bei der Planung von Eingangsbereichen?
Erik Schaufelberger: Zuerst einmal müssen wir uns bei der Planung immer fragen: Wie wird das Gebäude genutzt? Ist es rund um die Uhr geöffnet oder nur zu begrenzten Zeiten? Wie viele Personen nutzen täglich den Eingangsbereich? Und kommen diese Personen alle auf einmal oder über den Tag verteilt?

Thomas Lehnert: Richtig, denn je nach Personenanzahl und -strömen entscheidet sich, welche Art von Tür geeignet ist. Wenn beispielsweise 500 Leute auf einmal aus einer Bahn aussteigen und durch eine Karusselltür ins Freie strömen wollen, funktioniert das nicht. Hier braucht es eine Schiebetür oder wenigstens eine automatische Drehtür. Außerdem ist es wichtig zu wissen, welche Menschen das Gebäude einmal nutzen werden. Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen oder anderen körperlichen Einschränkungen haben spezielle Bedürfnisse. Wird die Tür auch als Wareneingang genutzt, durch den der Paketdienst große Pakete bringt, braucht die Tür eine gewisse Größe. Weitere Aspekte sind Fluchtwege und das Thema Barrierefreiheit.

Letztere sind durch gesetzliche Vorgaben geregelt und oft sehr komplex. Welche Lösungen gibt es dafür?
Thomas Lehnert: Grundsätzlich entsprechen alle unsere Türen – Drehtür, Schiebetür oder Karusselltür – den gesetzlichen Vorgaben. Allerdings gibt es Türen und Türsysteme, die geeigneter oder weniger geeignet sind. Neben den Nutzergruppen und dem voraussichtlichen Personenstrom müssen Planer auch die jeweiligen Vorgaben vom Gesetzgeber und der lokalen Baubehörden betrachten. Unsere Karusselltüren beispielsweise bedienen mit der Variante Breakout die Anforderungen an den Fluchtweg. Trotzdem haben sie dafür nur die allgemeine Eignung, die Zulassung im Gebäude muss von der jeweiligen Baubehörde vor Ort eingeholt werden.

Erik Schaufelberger: Barrierefreiheit ist bei unseren Auftraggebern, die oft aus dem öffentlichen Bereich kommen, ein ganz großes Thema. Wir müssen also fast immer bedenken, dass genug Bewegungsflächen und Möglichkeiten geschaffen werden, damit Personen mit körperlichen Einschränkungen und deren Hilfsmittel wie einem Rollstuhl oder einem Rollator die Türen bedienen beziehungsweise nutzen können. Eine Karusselltür erspart den Windfang und kann mit einer Drehtür kombiniert werden, um den Anforderungen der barrierefreien Nutzbarkeit gerecht zu werden.

Bringen Karusselltüren denn Vorteile hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von Gebäuden?
Thomas Lehnert: Auf jeden Fall. Unsere Revo.PRIME beispielsweise ist durch die neuste Antriebstechnik besonders energiesparend. Sie verbraucht im Vergleich zum Vorgängermodell rund 30 Prozent weniger Energie. Aber auch ganz allgemein kann man sagen, dass Karusselltüren ein Plus an Nachhaltigkeit bringen. Sie halten den direkten Zugang zwischen innen und außen immer geschlossen. Es findet also kein Wärmeaustausch statt, wenn Nutzer das Gebäude betreten oder verlassen. Im Gegensatz zu anderen Türen ist dafür auch kein Windfang nötig. Zugluft ist ausgeschlossen, Schmutz, Wind, Lärm und dergleichen bleiben draußen. Gleichzeitig schaffen diese Aspekte mehr Komfort für den Eingangsbereich. Allerdings haben sie aufgrund der gebogenen Gläser einen eher ungünstigen U-Wert, der aber wiederum in der Gesamtbetrachtung der Fassade von größeren Gebäuden eher nicht ins Gewicht fällt. Der Flächenanteil einer Karusselltür im Vergleich zur Fläche der Gesamtfassade ist relativ klein, vielleicht ein oder zwei Prozent. Der vergleichsweise schlechte U-Wert des Bauteils Tür fällt also kaum ins Gewicht, die Auswirkung der Tür auf den U-Wert insgesamt ist verschwindend gering.

Erik Schaufelberger: Das stimmt. Der Gesetzgeber gibt Grenzwerte vor, die für die geschlossene Gebäudehülle gelten. Aber Türen sind nun mal dazu da, hindurchzugehen, insofern macht die ganze U-Wert-Thematik für Türen nach meinem Dafürhalten nur begrenzt Sinn. Trotzdem: Den Wärmeverlust von innen nach außen kann eine Karusselltür besser abfangen als eine Drehtür oder auch eine Schiebetür mit Windfang.

Wenn Planer nun also vor allem energieeffiziente Gebäude bauen wollen oder müssen: Ist eine Karusselltür wie die Revo.PRIME dann zu empfehlen? Oder ist eher ein anderes Türsystem sinnvoll?
Thomas Lehnert: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern man muss immer die jeweilige Gebäudenutzung betrachten. Eine Karusselltür ist für eine hohe Besucherfrequenz immer sinnvoll, weil sich durch die Drehbewegung und Abschottung zwischen innen und außen der Energieverlust im Eingangsbereich deutlich reduzieren lässt. Da kann kein anderes Türsystem mithalten, das ist einfach der große Vorteil einer Karusselltür. Allerdings macht sie beispielsweise bei fünf Nutzungen am Tag keinen Sinn, dann empfehlen wir eine schlichte – und günstigere – Drehtür. Aber für ein Einkaufszentrum, Hotel oder für Geschäftsgebäude mit hoher Frequenz ist eine Karusselltür deutlich energieeffizienter. Nachhaltig ist gerade die Revo.PRIME auch beim Energieaufwand der Tür selbst: Dank ihrer neuen Antriebstechnik bewegt sie sich auf dem Niveau einer Schiebetür, und das trotz ihrer Größe und des schweren Drehkreuzes.

Stichwort Personenfluss: Welche Faktoren spielen hier typischerweise eine Rolle?
Thomas Lehnert: Je nach Fokus muss dann die richtige Art von Tür ausgesucht werden. Wenn beispielsweise Leute von der Seite kommen, sollte eine Karusselltür etwas gedreht werden, damit ihre Öffnung zum Laufweg passt und nicht ständig die Sicherheitssensoren auslösen. Ist eine Tür bereits eingebaut, aber eben nicht optimal – zum Beispiel nicht im besten Winkel, gibt es Maßnahmen zur Problemlösung: Man muss gegebenenfalls die Sensoren neu einstellen. Alternativ könnte man, wenn es die Situation vor Ort zulässt, auch neben der Karusselltür noch eine Drehtür einbauen, um Engstellen aufzulösen.

Sicherheitssensoren sind ja eine sinnvolle und notwendige Einrichtung. Aber mal ehrlich, es kann schon nerven, wenn die Tür ständig ungewollt stehen bleibt…
Thomas Lehnert: Stimmt! Das passiert leider oft, weil die Sensoren nicht richtig beziehungsweise nicht passend zur Nutzungssituation eingestellt sind. Auch hier ist unsere neue Revo.PRIME der Problemlöser: Sie hat mit 1.000 Nm ein hohes Drehmoment. Das sorgt dafür, dass die Tür schnell und stark stoppt – aber auch schnell wieder anfährt. Der Vorteil: Dadurch sind die Sensoren so einstellbar, dass sie einen kleinen Erfassungsbereich haben. Gerade, wenn größere Personengruppen durch die Tür gehen, ist das von Vorteil, da die Sensoren nicht so schnell auslösen. Stoppt die Tür doch einmal, dreht sich die Revo.PRIME weiter, um den Personenfluss nicht zu behindern, sobald die Person wieder den Sensorbereich verlassen hat. Die Tür läuft also flüssiger, schneller und macht tendenziell weniger unbeabsichtigte Stopps. Zudem ist sie mit neueren laserbasierten Sensoren ausgestattet, die von der Technik her weniger störanfällig sind, weil sie sich nicht von Nässe, Sonneneinstrahlung oder Untergründen beeinflussen lassen. Das macht den Betrieb also insgesamt weniger störanfällig.

Wie läuft denn der Prozess der Produktauswahl ab? Und ab wann sollten Experten für Eingangssituationen mit einbezogen werden?
Erik Schaufelberger: Welches Produkt und in welcher Größe, das entscheidet sich erst relativ spät nach der Baugenehmigung. Eingebaut wird außerdem nur, was wir schon in Leistungsphase 2 oder 3 im Plan haben. Das schafft es dann meist in Phase 5, die Ausführungsplanung und in die Ausführung. Tatsächlich hängt die Entscheidung, was eingebaut wird, daran, was wir entwerfen: Wenn wir eine Karusselltür an einer Stelle für richtig halten, ist es wichtig, diese Empfehlung schon in der Entwurfsplanung dem Bauherrn vorzustellen.

Thomas Lehnert: Das wäre dann auch der geeignete Zeitpunkt, um Experten wie uns von GEZE hinzuzuziehen: Sobald der erste Entwurf, die erste Idee des Gebäudes existiert. Leider kommen wir oft erst am Ende ins Spiel, wenn über das Türsystem bereits entschieden wurde. Da können wir dann nicht mehr viel beraten, sondern nur noch die Einbausituation und Einstellung der Sensoren optimieren. Am besten ist daher, uns zu involvieren, noch ehe die Ausschreibung erstellt beziehungsweise veröffentlicht wird. Ich kann Planern und Architekten nur empfehlen, frühzeitig die Beratung durch Experten zu suchen und unsere Erfahrung und Kompetenz nutzen!

Weitere Informationen: https://www.geze.de/de/entdecken/insights/karusselltueren-blickfang-mit-energiesparpotential

Über Erik Schaufelberger
Der Freie Architekt plant und realisiert mit seinem Architekturbüro verschiedene Objekte für GEZE, aktuell unter anderem die neue Hauptverwaltung des Tür-, Fenster- und Sicherheitsspezialisten in Leonberg. Daneben arbeitet er häufig für Generalunternehmer, aber auch für die öffentliche Hand. Er entwickelt Gebäude für den Gewerbebau, für Betreutes Wohnen und Pflegeheime sowie im Wohnungs- und Geschosswohnungsbau. Für alle Objekte spielen die Planung anspruchsvoller und nutzerorientierter Eingangsbereich eine wichtige Rolle, so dass er sich regelmäßig mit Produkten wie Obertürschließern, automatischen Türöffnern und unterschiedlichen Türsystemen befasst.

GEZE gehört zu den weltweit führenden Unternehmen für Produkte, Systemlösungen und umfassenden Service rund um Türen und Fenster. Der Spezialist für innovative und moderne Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik erzielt mit fundierter Branchen- und Fachkenntnis herausragende Ergebnisse, die Gebäude lebenswert machen.
Weltweit arbeiten bei GEZE mehr als 3.000 Menschen. GEZE entwickelt und fertigt am Stammsitz in Leonberg. Weitere Fertigungsstätten befinden sich in China, Serbien und der Türkei. Mit 37 Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt und 6 Niederlassungen in Deutschland bietet GEZE maximale Kundennähe und exzellenten Service.

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Bildquelle: © Jens Willebrand / GEZE GmbH

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