Geschäftsjahr 2022: Rekordpreise für Milchprodukte und höhere Produktionskosten
Neu-Ulm, 18. April 2023 – Das Jahr 2022 ist von einem volatilen Milchmarkt geprägt gewesen. Ursächlich hierfür war eine gedämpfte Milchanlieferung, die im letzten Jahresdrittel 2021 einsetzte und bis ins zweite Halbjahr 2022 anhielt. So stiegen die Preise für Rohmilch auf über 60 Cent je Kilogramm. Bei konstantem Abverkaufsniveau führte die Rohstoffknappheit zu einem massiven Preisanstieg für Milchprodukte im LEH. Vor diesem Hintergrund erzielte die Milchwerke Schwaben eG einen Umsatz von 333,0 Millionen Euro, so der aktuelle Geschäftsbericht 2022. Dies entspricht einem Umsatzplus von 84,7 Millionen Euro zum Vorjahr (+34 %). Der Jahresüberschuss der Neu-Ulmer Molkereigenossenschaft lag nahezu unverändert zum Vorjahresergebnis bei fast 1,3 Millionen Euro.
Die Erlössteigerungen des abgelaufenen Jahres gingen mit einer deutlichen Erhöhung der Produktionskosten einher. So weist der heute in der Generalversammlung in Ulm vorgestellte Geschäftsbericht unter anderem eine Erhöhung des Materialaufwands um 79,9 Millionen Euro auf 289,6 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. In dieser Summe sind 214,1 Millionen Euro Milchgeldzahlungen an die Lieferanten enthalten. Ferner umfasst dieser Ausgabenposten Milchzukäufe, Beifuhrkosten und Aufwendungen für bezogene Hilfs- und Betriebsstoffe, Zusatzstoffe, Verpackungsmaterial und die stark gestiegenen Kosten für Energie.
Milchgeldauszahlungen legten stark zu
Die 803 Milcherzeuger der Genossenschaft lieferten 406,5 Millionen Kilogramm Milch (-1,02 %), davon 8,8 Millionen Kilogramm nach Biolandvorgaben zertifizierte Biomilch (-1,28 %). Insgesamt wurden inklusive des freien Rohstoffzukaufs (Milch und Molke) 438,8 Millionen Kilogramm in der Zentrale in Neu-Ulm verarbeitet. Diese Gesamtverarbeitungsmenge entspricht einem Rückgang um 0,6 Prozent oder 2,9 Millionen Kilogramm Rohstoff.
Die Verwertungsmöglichkeiten stiegen nach anfänglich stabilen Marktverhältnissen ab Jahresmitte an, sodass beim Auszahlungspreis starke Zuwächse erfolgten. Der durchschnittliche Brutto-Auszahlungspreis (9,5 % MwSt.) inklusive Nachzahlung bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß für Milch ohne Gentechnik lag bei 59,05 Cent/kg und bei konventioneller Milch bei 57,96 Cent/kg. Für Biomilch wurden im Durchschnitt 64,58 Cent/kg brutto ausgezahlt. Die durchschnittliche Anlieferung je Milcherzeuger belief sich auf 506.205 Kilogramm.
Absatzsteigerungen bei Joghurt, Dessert und Milchreis
In 2022 entwickelten sich die einzelnen Produktbereiche unterschiedlich. Das für die Milchwerke Schwaben klassische Segment Joghurt und Dessert im 1-Kilogramm- bzw. 800-Gramm-Becher konnte am stärksten zulegen. So erhöhte sich der Absatz überproportional um 21,3 Prozent auf 69.456 Tonnen. Im Bereich Käse und SB-Käse verminderte sich der Absatz aufgrund der geringeren Rohstoffbasis um 2,3 Prozent auf 32.962 Tonnen.
Bei den Kleinbechern Milchreis konnte der Absatz um 9,5 Prozent auf 30.686.327 Einheiten gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Der Absatz von Butter ging um 1,0 Prozent auf 5.130 Tonnen leicht zurück. Verwertungsbedingt verringerte sich der Absatz bei Milchpulver auf 1.870 Tonnen. Entsprechend der Käseproduktion waren die Verkaufsmengen bei Molkepulver rückläufig. Insgesamt wurden mit 20.911 Tonnen rund 9,1 Prozent weniger Trockenmilcherzeugnisse verkauft als in 2021.
Prognose für das laufende Geschäftsjahr
Seit Beginn des Jahres 2023 sind die Milchmengen EU-weit gestiegen. Somit steht den Molkereien mehr Milch zur Verfügung, die voraussichtlich auf eine weiterhin gedämpfte Nachfrage treffen wird. „Die Folge des Ukraine-Krieges sowie steigende Kosten in allen Bereichen des Lebens, nicht nur für Energie, sondern auch für Nahrungsmittel, sind im Bewusstsein der Konsumenten in den Fokus gerückt. Es ist wenig verwunderlich, dass die Verbraucher bei zweistelligen Inflationsraten mit Konsumverzicht reagieren oder ihre Einkaufsstätte wechseln“, beschreibt Karl Laible, geschäftsführender Vorstand bei Milchwerke Schwaben, die Lage.
Seiner Ansicht nach wird das Produktportfolio der Molkereien entscheiden, wie sie wirtschaftlich durch diese Phase kommen. „Molkereien mit längerfristigen Kontrakten, sowohl im aufgeschnittenen Käse als auch im Basissegment der weißen Produktlinie, sind derzeit deutlich im Vorteil“, so Laible. Sein Fazit für die weitere Geschäftsentwicklung: „Das Jahr 2023 wird in vielerlei Hinsicht sehr herausfordernd werden. Es geht darum, die Kosten in den Griff zu bekommen und auskömmliche Milchgeldauszahlungen zu erwirtschaften.“
Neue Produktentwicklungen und Zertifizierung nach QM++
Im Bereich Marketing laufen die Vorbereitungen für den Relaunch der Marke Axel Frischmilch zur Jahresmitte auf Hochtouren. Den Start macht die 1,0 Liter frische Axel Weidemilch 3,8 % Fett. Weitere neue Produkte, wie zwei Sorten Axel Weidemilch Scheibenkäse (Gouda und Edamer) sowie der Axel Weidemilch Reibekäse, werden folgen. Zusätzliche sind in Planung.
Ziel ist es, Milch in Produkte mit höherer Wertschöpfung zu positionieren. Eine Möglichkeit bietet Weidemilch und die Zertifizierung mit dem Zusatzmodul QM++ (Haltungsstufe 3). QM++ definiert hohe Anforderungen für das Haltungssystem im Hinblick auf Außenklima und ständige Bewegungsmöglichkeiten der Tiere. Außerdem schreibt es eine gentechnikfreie Fütterung vor und empfiehlt ein qualifiziertes betriebliches Tiergesundheitsmanagement. Die Genossenschaft wird vor diesem Hintergrund beginnen, Teile ihrer Landwirte – wo möglich – auf die Haltungsstufe 3 (QM++) umzustellen.
Die Kennzahlen 2022 auf einen Blick:
Milchverarbeitung gesamt | Mio. kg 438,8
Umsatz | Mio. EUR 333,0
Jahresüberschuss | Mio. EUR 1,3
Eigenanlieferung | Mio. kg 406,5
Zukauf Milch u. Molke | Mio. kg 32,3
Anzahl Lieferanten zum 31.12.2022 | 803
Durchschnittliche Anlieferung je Lieferant | in Tausend kg 506.205
Bilanzsumme | Mio. EUR 89,3
Investitionen | Mio. EUR 3,0
Eigenkapital | Mio. EUR 42,2
Liquide Mittel |Mio. EUR 1,6
Mitarbeiter inkl. Teilzeitmitarbeit | 216 (davon 11 Auszubildende)
Der durchschnittliche Milchauszahlungspreis lag bei Standard 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß für konventionelle Milch bei brutto 57,96 Cent/kg, für GVO freie Milch bei 59,05 Cent/kg (bei 9,5 % MwSt.).
Der durchschnittliche Bio-Milchauszahlungspreis lag für Bio 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß bei brutto 64,58 Cent/kg (bei 9,5 % MwSt.).
Weitere Infos unter: www.milchwerkeschwaben.de
Die Milchwerke Schwaben sind eine mittelständische Molkereigenossenschaft mit Sitz in Neu-Ulm und im Besitz von rund 1.400 Landwirten. Die 1922 gegründete Genossenschaft verarbeitete im Jahr 2021 mit ihren rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 441,7 Millionen Kilogramm Milch und erwirtschaftete einen Umsatz von 248,3 Mio. Euro. Neben Natur- und Fruchtjoghurt umfasst das Produktportfolio Desserts, Käse und Butter. Für die Herstellung wird ausschließlich die Milch von Bauern aus Deutschland verwendet. Die Produkte sind unter den Marken Weideglück sowie Weideglück Bio bundesweit im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich und werden in 70 weitere Länder weltweit exportiert. Desserts und Joghurts von Weideglück werden zu 100 Prozent in recyclebaren Bechern aus Polypropylen (PP) verpackt und sorgen damit für mehr Nachhaltigkeit im Kühlregal. Bei Milchprodukten in 800- bzw. 1.000-Gramm-Bechern sind die Milchwerke Schwaben nationaler Marktführer.
Weitere Informationen: www.weideglueck.de
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Bildquelle: Milchwerke Schwaben