Der G20-Gipfel als Kulisse für bilaterale Treffen

Der G20-Gipfel ist gelaufen, das Spitzentreffen zwischen den Präsidenten Chinas und der USA ebenso. Dass nebenbei noch die Uneinigkeit der Europäer bei der Besetzung von Spitzenpositionen innerhalb der EU demonstrativ gezeigt wurde, geschenkt. Die Märkte jubeln, zumindest noch in dem Augenblick, da diese Zeilen hier geschrieben werden. Das Sommermärchen an den Märkten kann also beginnen.

Trump und Xi

Das aus handelspolitischer Sicht wichtigste Treffen des gesamten G20-Gipfels war das zwischen Präsident Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi. Die beiden Staatsmänner einigten sich darauf, die Verhandlungen fortzusetzen; weitere Strafzollrunden soll es vorerst nicht geben. Außerdem dürfen amerikanische Unternehmen wieder einige ihrer unter Sanktionszwang stehenden Produkte an den chinesischen Konzern Huawei verkaufen. Das lässt zwar hoffen, aber irgendetwas Schriftliches wie eine Vereinbarung oder gar einen Vertrag zwischen beiden Seiten gibt es eben noch nicht. Und das Klima kann leicht auch wieder umschlagen, wie wir alle aus der Vergangenheit wissen, zumal die Volksrepublik zunehmend verstört reagiert. Präsident Xi stellt eigene Forderungen auf und betont gleichzeitig die Vorzüge des Freihandels sowie internationaler Wertschöpfungsketten.

Und in den nächsten Monaten werden auch noch wichtige Termine fällig: Im August läuft das bereits verlängerte US-Ultimatum für Handelsgespräche mit Japan aus, im Oktober das vom scheidenden EU-Ratspräsidenten Jean-Claude Juncker ausgehandelte Ultimatum für die Europäische Union.

Eine neue Gipfelkulisse für bilaterale Spitzentreffen ist erst einmal nicht in Sicht, sodass die Delegationen Verhandlungen mit den verschiedenen Detailfragen hinter verschlossenen Türen führen müssen. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Donald und Kim

Da ich einmal in der Nachbarschaft bin, warum schaue ich nicht auch gleich noch bei meinem neuen „best friend“ Kim vorbei, sagte sich Trump und machte sich ganz spontan auf den Weg nach Nordkorea. Okay, er war nicht in der Hauptstadt Pjöngjang, sondern nur ein paar Schritte hinter der Demarkationslinie am 38. Breitengrad. Aber er war der erste Präsident der USA, der nordkoreanischen Boden betrat und Präsident Kim dort die Hand schüttelte – ein wahrhaft historisches Ereignis. Und weil es so schön war, lud er Kim auch gleich noch ins Weiße Haus nach Washington ein.

Nun muss nur noch die Bundeskanzlerin alles toppen und als erste europäische Regierungschefin zu einem offiziellen Staatsbesuch in die Koreanische Demokratische Volksrepublik reisen. Unsere Wirtschaftsbosse und der DAX würden jubeln. Wir überlassen aber die Bühne und damit auch die sich daraus ergebenden Wirtschaftsabkommen lieber unseren amerikanischen Freuden …

Die EU beim G20-Gipfel

Die Europäische Union, so schien es, war in Japan mit sich selbst beschäftigt – nicht mit den wirtschaftlichen Folgen des wieder heraufziehenden Handelsstreits mit den USA, dem ungelösten Brexitproblem, der sich abkühlenden Konjunktur oder dem italienischen Schuldendesaster, sondern ganz schlicht und einfach wieder einmal mit dem Sandkastenspiel „Wer darf was werden in der EU und was bekomme ich dafür“. Schrecklich, dieses Postengeschacher …, aber eine Lösung wurde nicht gefunden, auch nicht auf dem sich anschließenden EU-Gipfel in Brüssel. Nun wird ein weiterer Gipfel folgen. Wir haben ja keine anderen Probleme …

Aus deutscher Sicht ist eigentlich nur interessant, ob die deutsche Bundeskanzlerin noch über die Kraft verfügt, Bundesbankpräsident Jens Weidmann als Präsident der EZB durchzusetzen. CSU-Mann und EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber dürfte aufgrund fehlender Mehrheiten im Parlament von Straßburg Geschichte sein. Er wird aber sicher mit einem schönen Posten ohne großen Einfluss für seinen Wahlkampf dekoriert werden.

Und da war doch noch was in Osaka …

Die Teilnehmer des G20-Gipfels in Osaka haben sich nach langen Verhandlungen auf ein Ergebnis geeinigt. Eine gemeinsame Abschlusserklärung wurde beschlossen. Darin bekannten sich 19 der 20 Staaten zum Pariser Klimaschutzabkommen; die USA blieben bei ihrer ablehnenden Haltung.

Daneben ging es auch um die Krise um den Iran, die Nordkorea-Politik und die Konflikte in Syrien und der Ostukraine. Eine Lösung wurde allerdings wieder einmal für keins der besprochenen Probleme gefunden.

Auf eine gemeinsame Formulierung gegen den wachsenden Protektionismus haben sich die Länder nicht einigen können. In der Abschlusserklärung wurde lediglich dazu aufgerufen, ein freies und faires Handelsumfeld zu schaffen. Die Märkte müssten offen bleiben, hieß es im Abschlussdokument. Die Spannungen im Handel hätten sich zuletzt aber intensiviert.

Fazit

Frei nach dem Motto, schön, dass wir wieder einmal darüber gesprochen haben, ging auch der Gipfel in Osaka ohne konkret greifbare Ergebnisse zu Ende. Den Märkten genügte das Gespräch zwischen Trump und Xi für eine positive Reaktion. Kleinanleger sollten die Rallye mitnehmen, denn sie könnte angesichts der Probleme der Welt sehr schnell wieder zu Ende sein. Am sichersten ist nach wie vor eine Aktienfondslösung, um nicht auf dem falschen Fuß überrascht zu werden.

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