TÜV Rheinland: Sicherheitstipps für den Arbeitsweg

Reflektoren und helle Kleidung in Bodennähe sind für Autofahrer am besten sichtbar / E-Bikes und E-Scooter reagieren anders als Fahrräder / Ungesicherte Gegenstände werden beim Unfall zu gefährlichen Geschossen

Köln, 14. November 2019. 311 Beschäftigte sind im vergangenen Jahr bei einem Wegeunfall ums Leben gekommen – zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mögliche Gründe für die Zunahme schwerer Wegeunfälle sind zum einen der immer dichtere Verkehr, aber auch die Nutzung des Smartphones während dem Fahren: Schaut ein Autofahrer bei 50 km/h eine Sekunde auf sein Handy, fährt er 14 Meter, ohne den Verkehr im Blick zu haben. Ebenfalls für Radfahrer und Fußgänger steigt die Unfallgefahr, wenn sie beispielsweise durch Nachrichtenschreiben oder Kundentelefonate abgelenkt sind. Im Herbst und Winter erschweren darüber hinaus Dunkelheit, Nebel und Regen die Sicht. „Ausreichend Zeit für eine defensive Fahrweise und die Konzentration auf den Verkehr sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen sicheren Arbeitsweg. Für Fahrradfahrer, E-Scooter-Nutzer und Fußgänger erhöht zudem auffällige Kleidung die Sicherheit. Da die Autoscheinwerfer darauf ausgelegt sind, die Straße auszuleuchten, wird ein Reflektorband am Hosenbein früher vom Autofahrer wahrgenommen als helle Streifen an der Schulter“, erläutert Andreas Kaulen, Experte für Arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland.

Auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gesetzlich unfallversichert. Der Schutz beginnt an der Haustür, unabhängig davon, ob die Beschäftigten zu Fuß gehen oder ein Verkehrsmittel wie das Auto, den Bus oder einen E-Scooter nutzen. Versichert ist der direkte Weg zur Arbeit, dabei sind nötige Umwege, beispielsweise zum Kindergarten oder Pendlerparkplatz, inbegriffen. Beim kurzen Stopp zum Brötchenholen hingegen ruht der Versicherungsschutz, bis der Arbeitsweg wieder aufgenommen wird.

Erschwerte Straßenverhältnisse für alle
Nasses Laub auf den Straßen, Nässe und erster Bodenfrost stellen in der dunklen Jahreszeit alle Verkehrsteilnehmer vor Herausforderungen: Die Rutschgefahr steigt und folglich sind die Bremswege deutlich verlängert. Fahrer, die erstmals ein E-Bike oder einen E-Scooter nutzen, sollten sich generell auf einem abgegrenzten Gelände mit ihrem Fahrzeug vertraut machen. E-Bikes reagieren beim Einsatz der Vorderradbremse oft empfindlicher als ein Fahrrad. Bei Vorderradantrieb können zudem enge Kurvenfahrten erschwert sein. Bei schlechten Straßenverhältnissen kann es so leicht zu einem Sturz kommen, weil das Vorderrad wegrutscht oder blockiert. Bei E-Scootern ist es durch die kleinen Reifen schwieriger das Gleichgewicht zu halten als auf einem Fahrrad. Zudem sind sie auf unebenem Boden oder beim Handzeichengeben zum Abbiegen oft instabil. „Eine Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter gibt es nicht. Wir empfehlen aber, einen Helm zu tragen. Nutzen Unternehmen diese Fahrzeuge auf ihrem Betriebsgelände, raten wir bei der Erstellung der Gefährdungsbeurteilung dem Arbeitgeber, das Tragen eines Helms vorzuschreiben“, erklärt der Experte.

Wenn das Handy plötzlich 15 Kilogramm wiegt
Bei Ladung denken die meisten Autofahrer an Handwerkerfahrzeuge oder Transporter: Hier sind zum sicheren Verstauen von Werkzeugen und Materialien Rückhalte- und Schließvorrichtungen die Regel. Doch auch im privaten PKW oder Dienstwagen sind das Smartphone auf dem Beifahrersitz, die Aktentasche auf dem Rücksitz oder der Präsentationskoffer im Kofferraum bei einem Unfall gefährliche „Geschosse“: Kommt es bei 50 Stundenkilometern zu einem Auffahrunfall, fliegt ein Handy von 300 Gramm mit einer Masse von 15 Kilogramm gegen die Scheibe oder durch den Innenraum. Steht ein Wasserkasten oder ein Musterkoffer von 14 Kilogramm bei diesem Aufprall ungesichert im Kofferraum, schlägt er mit 700 Kilogramm gegen die Rückbank. Das reicht, um die Sitze zu durchschlagen und die Insassen zu gefährden. „Taschen gehören auf den Fußboden hinter dem Sitz und Ladung im Kofferraum sollte dicht an der Rückbank stehen. Am besten wird sie durch Halterungen oder Bänder gesichert. Das beugt dem Verletzungsrisiko durch herumfliegende Gegenstände vor“, mahnt Kaulen.

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