Kennzeichnung begünstigt Essstörungen

Nutri-Score schränkt Lebensmittelvielfalt ein

sup.- Für Menschen, die von gesunder Ernährung geradezu besessen sind, gibt es die Bezeichnung „Orthorektiker“. Deren fanatische Beschäftigung mit der Qualität ihrer Mahlzeiten gilt als krankhafte Essstörung. Ernährungswissenschaftler befürchten, dass sich die Häufigkeit dieses Phänomens mit der Einführung des sogenannten Nutri-Score noch verstärken könnte. Denn dieses neue Kennzeichnungssystem für Nährwertelemente ignoriert beispielsweise vollständig die frischen Produkte vom Obst- und Gemüsestand. Dafür setzt es für den Orthorektiker zahlreiche Speisen durch eine negative Bewertung auf die Verbotsliste. Das verfügbare Lebensmittelangebot und die Chance auf eine ausgewogene Ernährung werden dadurch noch weiter eingeschränkt. Auch Menschen ohne zwanghafte Essstörungen werden sich mit den Nutri-Score-Einstufungen weder gesünder noch umweltgerechter ernähren. Denn dort bekommen zwar zahlreiche Fertigprodukte und Konserven eine positive Einstufung, aber Kriterien wie z. B. regionale Herkunft oder nachhaltige Produktion spielen überhaupt keine Rolle.

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