Filmemacherin Denise Dismer erhält Caritas-Journalistenpreis 2019

Die beiden zweiten Preise gehen an Lisa Welzhofer und Katrin Blum – „Lobende Erwähnung“ für Edgar Verheyen

Stuttgart / Freiburg, 22. Januar 2020 – Die Preisträger des 31. Caritas-Journalistenpreises stehen fest: Den ersten Preis erhält die Filmemacherin Denise Dismer für ihren Film „Kein Recht auf Familie? Geflüchtete kämpfen um ihre Angehörigen“, der im deutsch-französischen Kultursender ARTE lief. Die beiden zweiten Preise gehen an Lisa Welzhofer, Redakteurin bei der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten, für ihr dort erschienenes Porträt „Die letzte Wache“ und an die Autorin Katrin Blum für ihre Reportage „Aus den Augen“, die im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurde. Eine „Lobende Erwähnung“ erhält der Reporter Edgar Verheyen für seine Reportage „Betrifft – Paketfahrer. Ausgebeutet für den Onlineboom?“, die im SWR-Fernsehen gesendet wurde. Der erste Preis ist mit einem Preisgeld von 3.000 Euro, die beiden zweiten Preise mit jeweils 1.500 Euro verbunden.

Der Film von Denise Dismer setzt sich mit dem Thema Familienzusammenführung von Geflüchteten in Deutschland auseinander. Er erzählt in ungewöhnlichen Perspektiven von der bedrückenden Situation einer aus Syrien geflüchteten Lehrerin, die seit 2015 in Bruchsal lebt, während ihr Mann mit den vier gemeinsamen Kindern in einem Flüchtlingslager im Nord-Libanon untergekommen ist. Die einzige Kontaktmöglichkeit zu ihrer Familie besteht über das Mobiltelefon. Die Hoffnung, Mann und Kinder bald nachholen zu können, hat sich – auch nach dem Inkrafttreten des „Familiennachzugsneuregelungsgesetzes“ im August 2018 – bislang nicht erfüllt. Die Familie droht auseinander zu brechen. Der Film zeigt die Härte unserer Rechtsrealität gegenüber Menschen, die sich in Deutschland integrieren wollen und schildert das große Dilemma der Familie. Dabei kontrastiert die Freizügigkeit der Kamera, die zwischen dem badischen Bruchsal und dem Libanon hin- und herschwenkt, mit den eingeschränkten, bedrückenden Lebensmöglichkeiten der Protagonisten, so die Jury.

In dem Beitrag „Die letzte Wache“ porträtiert Lisa Welzhofer einen Mann, der tagsüber als Manager in einer Technikfirma arbeitet und nachts am Bett von schwerkranken Menschen sitzt. Es ist eine außergewöhnliche Geschichte, die all denjenigen ein Gesicht gibt, die mit einem solch „unspektakulären“ Dienst in Krankenhäusern und Hospizen für Sterbende eine Verbindung zum Leben herstellen. In der Weise, wie sie die Geschichte erzählt, nimmt die Autorin dabei die Selbst-verständlichkeit und Beiläufigkeit, mit der ihr Protagonist seine ehrenamtliche Tätigkeit wahrnimmt, gekonnt auf. Sie bauscht nicht auf, wahrt respektvolle Distanz sowohl zu dem Schwerkranken als auch zu seiner Sitzwache und bringt gerade dadurch nach Meinung der Jury sehr treffend „rüber“, dass schon wenige Stunden Engagement genügen, um Existenzielles für den Sterbenden, aber auch für den Engagierten selbst und letztlich für die ganze Gesellschaft zu leisten.

Die Reportage „Aus den Augen“ ist eine eindrucksvolle Geschichte von Freundschaft, aber auch von der Konfrontation mit dem Ausweglosen. Es ist die Geschichte einer Männerrunde, die als Jugendliche zusammen leidenschaftlich Basketball spielte. Dann erleidet einer der Freunde mehrere Schlaganfälle und wird schwerstbehindert. Die anderen schieben einen Besuch bei ihm vor sich her, Jahr für Jahr, bis sie es schließlich dann doch tun. Katrin Blum erzählt die Geschichte einer schweren und doch schönen Reise, die kein Happy-End in der Sache – die Schwerstbehinderung des Freundes wird bleiben -, höchstens in der Beziehung hat. Hervorragend geschrieben gelingt der Autorin nach Auffassung der Jury ein eindrückliches Plädoyer für Menschlichkeit und gemeinsam verbrachte Zeit, das den Blick auf den Moment des Miteinanders und nicht auf die Perspektive richtet.

Der Film „Betrifft – Paketfahrer. Ausgebeutet für den Onlineboom?“ des SWR-Reporters Edgar Verheyen zeigt das knallharte Geschäft der Paketdienste, in dem viele ausländische Fahrer weit unter dem Mindestlohn arbeiten und skrupellos ausgebeutet werden. Die aufwühlende Fernsehreportage, so die Jury, „konfrontiert uns mit der Kehrseite unseres Verhaltens und mit dem schlechten Gewissen unseres Nichtwissenwollens in der Konsumgesellschaft“. Man ist empört über die Zustände, unter denen diese Fahrer arbeiten und leben und weiß zugleich, dass man selbst daran beteiligt ist. Edgar Verheyens investigativer und aufwändig recherchierter und gedrehter Beitrag ist nach Auffassung der Jury ein Lehrstück über Kollateralschäden des Kapitalismus, die viel zu wenig im öffentlichen Bewusstsein sind.

Der Caritas-Journalistenpreis Baden-Württemberg wird von den beiden Diözesan-Caritasverbänden Freiburg und Rottenburg-Stuttgart vergeben. Sie würdigen damit Autorinnen und Autoren für herausragende publizistische Beiträge aus dem sozialen Bereich. Für den 31. Caritas-Journalistenpreis lagen insgesamt 60 Wettbewerbsbeiträge aus Presse, Hörfunk, Fernsehen und Online-Medien vor, aus denen eine unabhängige Jury die Preisträger ermittelte. Die Verleihung der Preise erfolgt am 5. Februar 2020 in Stuttgart im Rahmen der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas Baden-Württemberg.

Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in Baden-Württemberg rund 3.800 Einrichtungen mit mehr als 175.000 Plätzen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen 65.000 Mitarbeiter/innen tätig sind.

Kontakt
Caritas in Baden-Württemberg
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Strombergstr. 11
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