Facebook wird gerade wieder einmal unter Beschuss genommen – nein, dieses Mal nicht wegen Datenschutzverletzungen, Hass-Postings oder gar schlechter Zahlen. Aktuell ist die Diskussion über die von Facebook geplante Einführung einer weltweit gültigen Kryptowährung wieder neu entbrannt und damit Thema in den Medien.
Der Widerstand hat sich formiert
Am 14.10.2019 ist wie geplant die Libra Association in Genf zusammengekommen, um offiziell ihre Arbeit aufzunehmen. Und schon gerät Facebook unter Beschuss durch die Notenbanken. Denn Facebooks Vorpreschen hat sie aufgeschreckt. Diskutiert wird nun unter anderem über die Schaffung einer eigenen Kryptowährung. Dabei geht es allerdings vor allem um nationale und nicht um sinnvolle, von allen Seiten akzeptierte, international gültige Lösungen.
Aber nicht nur die Zentralbanken haben gegen eine international akzeptierte Währung jenseits der Notenbanken sehr viel einzuwenden. Der im Juni verkündete Plan für einen Stablecoin musste sich seit Monaten auch gegen immense Kritik von Aufsehern, Politikern und Kryptofans zugleich behaupten. So verließ innerhalb weniger Tage gut ein Viertel der ursprünglich vorgesehenen Mitglieder das Projekt – unter anderem so prominente Unterstützer wie PayPal, Visa, Mastercard und Stripe. Ob nun wegen des Drucks der internationalen Finanzindustrie, der Politik oder der Notenbanken auf die Partnerunternehmen oder weil diese nicht mehr vom Erfolg überzeugt sind, mag dahingestellt sein. Fakt ist jedenfalls, dass Libra erste Auflösungserscheinungen zeigt, bevor es überhaupt richtig losgegangen ist.
Dass die prominenten Libra-Mitstreiter nicht mehr mitmachen wollten, hat viel mit dem regulatorischen Druck auf das Projekt zu tun. Am Ende geht es aber vor allem darum, dass sich Libra nie so richtig von Facebook emanzipieren konnte. Und sich mit Facebook einzulassen, bringt gerade einfach kein Glück, weil momentan auch der Wahlkampf ums Weiße Haus in Washington tobt. Und mit Senatorin Elizabeth Warren gewinnt derzeit bei den Demokraten eine Kandidatin an Zulauf, die es erklärtermaßen auf Facebook abgesehen hat. Mark Zuckerberg selbst hat das längst erkannt und sagt offen, dass eine Warren-Präsidentschaft „beschissen“ für Facebook wäre. Aber auch Präsident Trump würde Facebook und andere BigTechs am liebsten an die Kandare nehmen. So wird Zuckerberg wahrscheinlich in den nächsten Tagen wieder einmal die Politik beruhigen müssen.
Die Wirtschaftsmacht von Facebook
Ungeachtet all dessen müssen alle Kritiker und andere erklärte Gegner von Facebook jedoch die Macht der Zahlen des sozialen Netzwerkes anerkennen. Seit dem Start an der Börse 2012 legte die Aktie von 25 Euro bis zum Allzeithoch von 188,50 Euro zu und ist auch aktuell mit rund 171 Euro nicht sehr weit davon entfernt.
Laut dem letzten Quartalsbericht (II/19) konnte Facebook seinen Gewinn und Umsatz erneut stark steigern. So erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 2,6 Milliarden US-Dollar oder 0,91 US-Dollar je Aktie und das, obwohl der Gewinn einmalig mit 2 Milliarden US-Dollar durch einen Vergleich mit der Handelsaufsicht der US-Regierung, der Federal Trade Commission (FTC), wegen diverser und hinlänglich bekannter Datenschutzskandale belastet ist. Zusätzlich zieht eine Änderung der Bilanzierung von Steuerabzügen für aktienbasierte Vergütungen den Gewinn in Mitleidenschaft. Ohne diese beiden Faktoren hätte das Unternehmen 1,99 US-Dollar pro Aktie verdient und damit wieder einmal mehr die Erwartungen der Analysten von 1,88 US-Dollar pro Aktie weit übertroffen. Der Konzern verzeichnete einen Umsatz von 16,9 Milliarden Dollar, 28 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zum 30. Juni 2019 waren bei Facebook 39 651 Personen beschäftigt, ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stieg im zweiten Quartal um 8 Prozent auf 2,41 Milliarden Benutzer. Darüber hinaus verwenden Schätzungen zufolge mehr als 2,1 Milliarden Menschen täglich Facebook sowie Instagram, WhatsApp oder Messenger, die ebenfalls zum Imperium von Zuckerberg gehören. Mehr als 2,7 Milliarden Menschen nutzen jeweils mindestens einen dieser Dienste im Monat, erklärte das Soziale Netzwerk.
Fazit
Egal, wann und ob überhaupt das Projekt Libra verwirklicht werden wird, Zuckerbergs Unternehmen kann, wie wir an den herausragenden Zahlen sehen, einen Fehlschlag sehr wohl verkraften … wohl auch besser als die Notenbanken und die vielen Bezahldienste, die um ihre Existenz fürchten müssen, wenn es plötzlich eine Alternative zu ihnen gäbe.
Ungeachtet der jüngsten Abgänge von Partnerunternehmen peilt der verantwortliche Libra-Manager David Marcus für den Start der neuen Währung die Marke von 100 Partnern an. Zu den bestehenden Mitgliedern gehören so namhafte Risikokapitalgesellschaften wie Andreessen Horowitz und Union Square Ventures, aber auch die Fahrdienste Uber und Lyft. Der Musikanbieter Spotify und Vodafone bilden Schwergewichte.
Die meisten Aktionäre halten Facebook nicht wegen der Pläne zur Kryptowährung Libra in ihren Depots, sondern weil das Unternehmen sich zu einer Gelddruckmaschine mit glänzenden Aussichten für die Zukunft entwickelt hat.
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