Desinfektor Marcell Engel: „Viel Berührendes erlebt!“

Corona-Pandemie: Erste Schritte in die Normalität

Frankfurt, 23. April 2020. Nach Wochen des Beinahe-Stillstands in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben hat die Bundesregierung erste Lockerungen beschlossen. Im ersten Schritt öffnen Geschäfte bis zu einer Fläche von 800 Quadratmetern ihre Türen. Freilich unter strengen Hygienevorschriften. Marcell Engel, Geschäftsführer des Frankfurter Unternehmens Akut SOS Clean GmbH, war mit seinem Team seit Beginn der Corona-Pandemie nahezu rund um die Uhr im Einsatz. Er beantwortet Fragen zu Erlebtem, gibt Tipps zur Hygiene und erläutert seine Einschätzung zur Situation.

Wie haben Sie mit Ihren Teams die vergangenen Wochen erlebt?

„Sie waren extrem anstrengend und nur durch die unglaubliche Teambereitschaft meiner Leute leistbar. Ein 12 bis 14 Stunden Einsatz pro Tag war die Regel. Für uns bedeutete das in nahezu 100 Prozent Corona-Desinfektionen. Ohne das Engagement unserer Mitarbeiter wäre das undenkbar gewesen. Führungskräfte und Gutachter haben teilweise am Objekt verharrt, beispielsweise bei Altenpflegeheimen, wo zwischendurch die Bewohner evakuiert wurden. Um ihnen schnell wieder ihr gewohntes Umfeld zu ermöglichen, haben wir dort teilweise über Nacht gearbeitet.“

Wie oft waren Sie im Einsatz?

„Berücksichtige ich alle Aufträge, auch die kleineren – das sind u.a. Fahrzeugdesinfektionen, dann haben wir allein im März über 5.000 Aufträge abgearbeitet. Hinzu kommen internationale Beratungen in über 100 Fällen. Das betrifft überwiegend das europäische Ausland mit Großdesinfektionen und Beratungsleistungen. Daran ist ablesbar, in welchem Ausmaß meine Mitarbeiter und ich im Einsatz waren.“

In welchen Bereichen waren Sie am häufigsten gefragt?

„Einen großen Anteil haben die Massenverkehrsmittel wie Flugzeuge und Bahnen. Darüber hinaus natürlich öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenheime. Hinzu kommen Wirtschaftsunternehmen wie internationale Büros sowie Transport und Handel. Eine bedeutende Rolle haben hier die internationalen Speditionen eingenommen, die die wichtigen Versorgungsketten sicherstellen. Es ist ja durch die Medien gegangen, vor welche Herausforderungen etwa die Fahrer gestellt wurden. Eine Besonderheit war der Fahrerwechsel. Um eine Infektionsgefahr in der Fahrerkabine zu vermeiden, mussten diese bei Fahrzeugübergabe desinfiziert werden. Dazu haben wir kurzfristig eine Drive-in Desinfektion konzipiert, sodass der ablösende Fahrer unbesorgt in dem Fahrerhaus die Weiterfahrt antreten konnte.“

Was hat Sie am meisten berührt?

„Mich hat in diesen Wochen vieles berührt. Mitunter waren es die kleinen Situationen, in denen spürbar war, dass soziale Kontakte fehlen. Ich merke es an mir, wie schwer es ist, nicht wie früher liebe Menschen zu umarmen oder einem Mitarbeiter auf die Schulter zu klopfen oder ihn zu knuffen.

Was ich außerdem bedrückend finde, sind die fehlenden Schutzmittel. Dabei ist es egal, ob Schutzanzüge, Masken oder Desinfektionsmittel. Uns haben hunderte Mails von Menschen erreicht, die einfach nur einen Rat suchen. Daraufhin haben wir einen separaten Corona-Ratgeber auf unserer Website entwickelt, um praktische Tipps zu geben. Das wurde dankbar aufgegriffen.

Nahe gehen mir die kleinen und mittleren Unternehmen, die wirtschaftlich leiden oder sogar vor dem Aus stehen. Das sind häufig regionale gesunde Unternehmen, mitunter Familienbetriebe in zweiter, dritter oder vierter Generation, die durch die Corona-Krise beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen sind. Sie tragen Verantwortung für Mitarbeiter und deren Familien und ich erlebe öfters wie sehr sie darunter leiden, dass sie ihre Belegschaft in die Kurzarbeit schicken müssen und nicht wissen, wie sich die Krisenlage perspektivisch auswirkt. Neben unserer professionellen Desinfektionsleistung spielt für uns die mitmenschliche Komponente eine große Rolle. Wir haben ein Ohr für die Sorgen und Nöte unserer Kunden. Uns verbinden teilweise langjährige Geschäftsbeziehungen. So berühren uns selbstverständlich deren teils prekäre Situationen sehr.“

Haben Sie eine Idee, wie Sie Ihre Kunden im Fall von weiteren Lockerungen, etwa im Bereich Restaurants und Hotels, unterstützen können?

„Ja, das ist ein Punkt, über den wir unternehmensintern viel nachgedacht haben. Dazu haben wir einen so genannten Hygiene-Stern entwickelt. Denn wir meinen, in diesen Zeiten ist es wichtig nicht immer nur zu reagieren, sondern zu agieren. Abgesehen von unseren bekannten Dienstleistungen bieten wir in Kürze einen Onlinekurs an, in dem alle Gaststättenbetreiber, Hoteliers und natürlich alle anderen Geschäftsleute lernen, wie sie ihre Locations keim- und virenfrei für Gäste und Kunden machen. Das gilt auch für Räume mit Kundenverkehr und Arbeitsplätze für Mitarbeiter. Als Zertifikat erhalten sie den Stern, der ein Garant für höchste Hygienestandards darstellt. Gleichzeitig ermöglichen wir eine sofortige Handlungsfähigkeit, indem jeder Teilnehmer zu dem Zertifikat einen 2 Liter Behälter Flächendesinfektionsmittel sowie ein Paket FFP2-Masken bekommt. Wir möchten damit erreichen, dass die Betriebe ihren Kunden und Mitarbeitern ein Optimum an Sicherheit bieten können.“

Sie verfügen über Erfahrungen im Umgang mit Pandemien, waren schon bei Ebola verstärkt im Einsatz. Welche Herausforderungen sehen Sie in näherer und weiterer Zukunft?

„Meine Erfahrung ist, dass die Menschen erst reagieren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Ich wünsche mir für die Zukunft eine schnellere internationale Zusammenarbeit. Nur so kann Schlimmstes im Ernstfall verhindert werden. Dazu gehört meiner Meinung nach, dass international zentralisiert gearbeitet und ständig optimiert wird. Akut SOS Clean hat übrigens schon vor langer Zeit mit Experten-Teams einen Masterplan entwickelt. Ein solcher Plan – eng an die jeweilige Herausforderung wie aktuell das Coronavirus angepasst von internationalen Spezialisten-Teams – wäre ein erheblicher Beitrag zur globalen Eindämmung solcher Katastrophen. Dazu gehört ein schneller und offener Informationsaustausch auf internationaler Ebene.“

Welche praktischen Tipps geben Sie den Menschen in der momentanen Situation, um im häuslich-privaten Bereich zurechtzukommen?

„Nach wie vor gründliches Händewaschen beim Nachhause kommen. Hier bitte vor allem auf die Kleinsten achten. Denn früh übt sich. Alle Flächen, die ständig angefasst werden wie Griffe und Schalter reinigen. Selbstverständlich auch Großflächen wie Arbeitsplatten, Türen und Schränke. Das gilt auch für später, wenn weitere Lockerungen erfolgen und Besuch kommt. Und auch wenn es schwerfällt, Abstand halten. Das so genannte „social distancing“ wird uns meiner Einschätzung nach noch lange begleiten.

Was mir noch am Herzen liegt, ist „Positiv denken“. Ich persönlich bin froh, dass die Infektionskurve derzeit deutlich abgeflacht ist und gucke optimistisch nach vorn. Die innere Einstellung ist immer wichtig. Wer sich dazu noch bewusst und vitaminreich ernährt und im Rahmen der Möglichkeiten für körperliche Bewegung sorgt, hat eine gesunde Basis, um die derzeitige Situation gut zu überstehen.“

Über Akut SOS Clean GmbH
Die Firmengründung von Akut SOS Clean GmbH geht auf das Jahr 1994 zurück. Im Laufe der Jahre hat Marcell Engel das Dienstleistungsangebot seines Unternehmens kontinuierlich erweitert. Heute umfassen die Kernkompetenzen alle Bereiche um schnelle und fachgerechte Desinfektion, Reinigung und Dekontamination. Dabei reicht das Spektrum vom Katastrophenschutz im Fall einer Epidemie/Pandemie über Beseitigung giftiger Substanzen wie beispielsweise Zyankali und Rizin bis hin zu Desinfektionen von Massenverkehrsmitteln und Gebäuden.

Weiter ist das Spezialunternehmen im Bereich von Reinigungen jeglicher Verschmutzung, Verunreinigung und Geruchsbelästigung im Einsatz. Etwa bei Wasser- und Brandschäden, Messiewohnungen, Leichenfunden, Tatortreinigung, Graffiti, Großküchen und vieles mehr. Derzeit bietet Akut SOS über 50 Dienstleistungen in den Bereichen der Hygiene, Desinfektion und Schädlingsbekämpfung an. Zu den Auftraggebern gehören Behörden, Militär, Unternehmen aus Industrie, Wirtschaft und Gewerbe sowie Privatpersonen, deutschlandweit und auch im Ausland. Zudem engagiert sich Marcell Engel in Forschung und Wissenschaft.

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Bildquelle: Uwe Klössing, Werdewelt

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