Bin ich hochsensibel?

Hochsensibilität wird heutzutage oft als „Modediagnose“ gesehen. Doch woher weiß man: Bin ich hochsensibel? Diese Menschen verfügen über ein außerordentliches Maß an Empathie und sind sehr gut im Zuhören. Wie man Hochsensibilität erkennt und wie man damit glücklich leben kann, erklärt Ulrike Alt in diesem Artikel.
Was ist Hochsensibilität?
Sensibel sind alle Menschen, denn jeder nimmt die ganze Zeit Informationen aus seiner Umwelt auf und verarbeitet diese. Doch die meisten Menschen filtern einen großen Teil dieser Informationen aus der spürbaren Wahrnehmung heraus und merken gar nicht, dass sie diese Information gerade verarbeiten. Diese Filterfunktion haben Hochsensible entweder gar nicht oder er ist weniger ausgeprägt. Die logische Konsequenz ist, dass sie alle Informationen bewusst aufnehmen.
Jemand, der sich fragt, bin ich hochsensibel, sollte wissen, dass das ein Persönlichkeitsmerkmal und keine Störung oder Krankheit ist. Hochsensible Menschen verfügen über eine höhere Ausprägung der Sensitivität, das ist die Empfindsamkeit gegenüber inneren und äußeren Reizen. Sie reagieren damit stärker auf Umweltreize, zum Beispiel Licht, Geräusche und Temperatur. Und auch starkes Herzklopfen und Gedanken und Gefühle wie Wut, Traurigkeit, Aufregung oder Freude – die inneren Reize also – werden viel stärker empfunden. Generell unterscheidet man zwischen niedriger, mittlerer und hoher Sensitivität. Menschen mit letztgenannter zählen zu den Hochsensiblen.
Pausen zwischen den Unterrichtsstunden oder in einer Oper, bei langen Vorträgen oder Seminaren sind dazu da, weil es anstrengend ist, Informationen zu verarbeiten. Denn irgendwann ist die Aufnahmekapazität bei jedem Menschen einfach erschöpft. Bei Hochsensiblen ist das genauso. Da sie ununterbrochen und viel mehr Informationen aufnehmen und diese verarbeiten, werden sie schneller erschöpft. Dann kann sogar ein vermeintlich entspannter Spaziergang anstrengend sein, denn das Gehirn ist ständig auf bewusste Wahrnehmung programmiert. Dadurch sind Hochsensible schneller erschöpft und müssen ihre Akkus aufladen.
Hochsensible leiden stark unter dem Gefühl, dass sie nicht „normal“ sind. Sie merken, dass ihre Mitmenschen viel mehr aushalten und Dinge tun können, die den Hochsensiblen schwerfallen.
Der Vorteil von Hochsensibilität ist, dass diejenigen, die ihr besonderes Persönlichkeitsmerkmal erkannt und akzeptiert haben, Dinge im Alltag ganz anders wahrnehmen und schätzen. Sie können Gerüche, Klänge und vieles mehr intensiver wahrnehmen und dadurch die kleinen Wunder im Alltag jeden Tag entdecken. Außerdem sind Hochsensible richtig gute Zuhörer, da sie ein ausgeprägtes Gespür für Stimmungen und subtile Botschaften haben.
Menschen, die hochsensibel sind, werden oftmals zu erstklassigen Beratern, Künstlern, Coaches oder Wissenschaftlern.

Bin ich hochsensibel? Diese Frage sollte sich jeder stellen, auf den folgende Merkmale zutreffen:

-Eher introvertiertes Verhalten
-Schwierigkeiten beim Umgang mit Stress und Leistungsdruck
-Gefühle wie Trauer, Freude, Wut oder Mitgefühl werden stärker empfunden
-Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
-Neigung zu schneller Erschöpfung und Überforderung
-Große Empathie, starkes Einfühlungsvermögen
-Hang zu Perfektionismus
-Stärkeres Schmerzempfinden
-Intensives Erleben von Kunst und Musik
-Hohe Begeisterungsfähigkeit
-Starkes Harmoniebedürfnis
-Hohe Kreativität und vielschichtige Fantasie
-Langer emotionaler Nachklang des Erlebten
-Detaillierte Selbstreflexion und Reflexion der Umwelt
-Prüfungsangst und Nervosität, wenn andere beim Arbeiten zusehen
-Nicht fähig zu Multitasking

Keines dieser Merkmale deutet eindeutig und zweifellos auf Hochsensibilität hin, wichtig ist hier das Zusammenspiel mehrerer Eigenschaften.
Wenn man hochsensibel ist, kann das Leben sehr anstrengend sein. Nachfolgend finden Sie einige Tipps, die Ihnen den Umgang mit der eigenen Hochsensibilität sowie das Zusammenleben mit anderen erleichtern:

-Optimieren Sie die Bedingungen zu Hause und an Ihrem Arbeitsplatz.
Entfernen Sie zu Hause und an Ihrem Arbeitsplatz alles, was unnötige Reize verursacht und gestalten Sie alles so, dass Sie sich rundum wohl fühlen und zur Ruhe kommen können. Beitragen können hier warme Farben, beruhigende Bilder oder auch Kerzen. In einem Großraumbüro helfen Noise Cancelling Kopfhörer, damit Sie als Hochsensibler die nötige Stille haben.
-Planen Sie Ruhephasen ein.
Schließen Sie die Augen und nehmen Sie sich öfter am Tag 5-10 Minuten zum Durchatmen. Diese kurzen Unterbrechungen helfen Ihnen, dass Ihr eigener Akku länger aufgeladen ist.
-Strukturieren Sie Ihren Tag gewissenhaft.
Der Tagesablauf von Hochsensiblen sollte nicht von zu vielen Terminen und Aufgaben dominiert sein. Wichtig: Sagen Sie auch mal „Nein“ zu Kollegen und vor allem auch zu Freunden und Familie.
-Erlauben Sie sich öfter mal alleine zu sein.
Damit Sie wieder zu Kräften kommen und der Akku voll wird, ist Rückzug essentiell. Aber Vorsicht: Zu viel davon kann schnell in Einsamkeit enden – sagen Sie also nicht immer ab, wenn Freunde mit Ihnen ausgehen möchten.
-Bauen Sie Stress gezielt ab.
Um Stress abzubauen eignen sich Yoga, Pilates, Qi Gong, Meditation. Gehen Sie gerne öfter mal baden. Eigentlich kann jede Sportart helfen, Stress abzubauen, wichtig ist nur, dass man regelmäßige Bewegung und Entspannungsverfahren in seinen Alltag einbaut.
Sie sind hochsensibel und haben begleitende Symptome wie Depressionen? Dann wenden Sie sich jeden Fall an einen erfahrenen Therapeuten. Auch ein Coach, der sich im Umgang mit Hochsensiblen auskennt, kann helfen, die eigene Hochsensibilität besser zu verstehen.

Ulrike Alt ist Coach und Mentorin für hochbegabte, vielbegabte und hochsensible Menschen – der Turbo in Sachen Veränderung und Wachstum.
Themen im Coaching sind unter anderem das Hochstapler-Syndrom und die spät erkannte Hochbegabung sowie der Umgang mit dem großen Potenzial, um es wirklich nutzbar zu machen.
Ulrike Alt verfügt über eine exzellente Wahrnehmung und deckt dabei unsichtbare Zusammenhänge auf, die sie dann gemeinsam mit ihren Coachees direkt im Unterbewusstsein auflöst.

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