Wie sich der Shopfloor-Alltag 2024 verändert

4 Top-Trends im Digital Shopfloor Management

Das traditionelle Shopfloor Management zur Optimierung der Fertigungsprozesse gerät zunehmend an seine Grenzen. Im Zuge der Industrie 4.0 klopfen diverse Digitalthemen an die Tür. Patrick Theobald, Geschäftsführer bei Peakboard, erklärt, welche vier Trends das Digital Shopfloor Management 2024 in der Praxis am stärksten prägen werden.

Industrial Internet of Things (IIoT) etabliert sich großflächiger
Um den Blick auf 2024 zu richten, müssen wir kurz in den Juli 2023 zurück: Die Marktforscher von IDC fanden heraus, dass volle 74 % von 252 befragten deutschen Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten neue IIoT-Projekte umsetzen möchten. Knapp die Hälfte der Unternehmen (46 %) erhöht die IIoT-Budgets trotz oder aufgrund der geopolitischen und wirtschaftlichen Ereignisse der vergangenen Jahre. Und genau für jene IIoT-Willigen wird die Grundlage ihres erfolgreichen Automatisierungsprojekts der Shopfloor sein. Er ist das Herz der Produktion, Dreh- und Angelpunkt der Fertigungsprozesse. IoT-vernetzte Geräte ermöglichen das wichtige Sammeln von Daten – und somit die spätere Analyse. Präzise Einblicke in die Leistung, Effizienz und Qualität der Produktion sind das Ziel. Die Vernetzung von Anlagen und Maschinen generiert alle benötigten Daten in Echtzeit. Außerdem können Unternehmen bei eventuellen Fehlermeldungen, drohenden Ausfällen (Predictive Maintenance) oder Engpässen schnell eingreifen. IIoT ist definitiv nicht neu, etabliert sich aber 2024 aufgrund seiner immensen Vorteile noch großflächiger im digitalen deutschen Shopfloor.

Geburtenrate digitaler Zwillinge steigt rasant
Ein weiterer digitaler Shopfloor-Trend lässt sich mit Blick auf die deutsche Geburtenrate erkennen. Ja, richtig gelesen: Während der gesamtgesellschaftliche Rückgang seit Jahren anhält, legt die Geburtenrate in der deutschen Industrie rapide zu. Neue digitale Zwillinge, so weit das Auge reicht. Wie der Digitalverband Bitkom 2023 in einer repräsentativen Studie herausfand, setzen vier von zehn deutschen Industrieunternehmen bereits auf digitale Zwillinge. Tendenz: seit Jahren steigend. Besonders attraktiv ist die Kombination eines Digital Twins mit dem realen Shopfloor und seinen Prozessen. Unternehmen erkennen zunehmend, dass sich dadurch die Fertigungsprozesse besser überwachen und analysieren lassen. Ähnlich dem IIoT ermöglicht auch der digitale Zwilling eine schnellere Fehlerdetektion, eine optimierte Entscheidungsfindung und eine kontinuierliche Verbesserung von Effizienz und Produktivität auf der Shopfloor-Ebene.

Digitale Vertrauensfrage stellen
Stichwort „Ebene“: 2024 werden noch mehr Unternehmen erkennen, dass das Digital Shopfloor Management einen doppelten Boden benötigt, ein Sicherheitsnetz. Denn die größten Bedrohungen im Zeitalter der Industrie 4.0 sind Cyberangriffe. Allgaier, die Bilstein Gruppe oder die Bauer AG sind nur einige prominente Beispiele aus dem Jahr 2023. Wie die „Digital Trust Insights 2024“ von PwC wenig überraschend nachweisen, wollen 84 % der deutschen Unternehmen ihr Budget für Cybersicherheit erhöhen. Denn mit zunehmender Digitalisierung des Shopfloor Managements wächst parallel auch die Angriffsfläche für Hacker. Die Angst vor dem Abgreifen vertraulicher Daten ist bei Unternehmen groß. Aber auch Fertigungsanlagen sind das Ziel von Cyberangriffen – Betriebsausfälle inklusive. Eine streng geregelte Cybersicherheit ist daher nicht nur ein unvermeidlicher Trend für 2024, sondern auch eine Notwendigkeit zum Schutz sensibler Unternehmensdaten. 75 % der deutschen Unternehmen wollen laut PwC-Studie in den kommenden zwölf Monaten sogar generative KI für die Cyberabwehr nutzen.

Die zwei Seiten der KI-Medaille
Was uns zum naheliegendsten digitalen Shopfloor-Trend für 2024 führt: der medial heiß diskutierten Künstlichen Intelligenz. Warum die KI in diesem Kommentar erst an letzter Stelle kommt, hat einen einfachen Grund: Nur 13,3 % der deutschen Unternehmen setzen KI aktiv ein. Dies geht aus einer ifo-Konjunkturumfrage aus dem August 2023 hervor. Die deutsche Industrie, insbesondere Automotive und Maschinenbau, gehört jedoch zu den motivierteren Sektoren. Jedes dritte Industrieunternehmen nutzt bereits KI oder plant deren Einsatz. Ein Praxisblick zeigt jedoch, dass die Künstliche Intelligenz noch längst nicht im Shopfloor-Alltag angekommen ist. Die Prozesse in der realen Produktion sind um einiges komplexer als in vielen anderen KI-Anwendungsfeldern (z. B. Chatbots). Ein breites Know-how im Bereich der Data Science allein reicht nicht aus.

Patrick Theobald ist Gründer und Geschäftsführer von Peakboard. Nach seinem Physikstudium spezialisierte er sich als Entwickler auf die Industrieanwendungen von SAP und Microsoft und gründete 2005 das Unternehmen Theobald Software, heute führender Anbieter für nahtlose SAP-Integration. Seit 2016 setzt Theobald als Ideengeber, technischer Kopf und Geschäftsführer von Peakboard seine Vision um, Industrieunternehmen auf dem Weg zur Smart Factory zu begleiten.

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